Patina - Kostbares aus dem Archiv

"Der Herr Bernhard wird achtzig und findet das komisch". Kleine Reminiszenz an einen Theatermacher. Gestaltung: Roland Knie

Sein Leben, am 9. Februar 1931 quasi im privaten Exil begonnen, war voll der Grausamkeiten - und später, als die Verfluchungen der Mutter verstummt, ihre peitschende Hand erlahmt war, das Bild des abwesenden Vaters verblasst, über die restlichen Jahrzehnte von der Todeskrankheit bestimmt. Thomas Bernhards verzweifelte Wut gegen diese Welt hat ihn vom durchaus angepassten Schriftsteller zu dem werden lassen, was seine Bewunderer und auch Leidensvoyeure später "Übertreibungskünstler" nannten.

Er genoss die Provokation - vor allem, wenn er sie in Österreichs politischer Landschaft gewissermaßen "herbeizelebrieren" konnte - und hasste persönliche Zurücksetzungen aller Art. Er hatte Schauspieler werden wollen und gab nun, in seinen letzten Jahren auch an Österreichs Haupt- und Staatsbühne (die man ihn allerdings nicht leiten ließ, wie er's gern gehabt hätte), den abgründigen Figurendichter, der seinem verzückten Publikum Kataklysmen an Beschimpfungen als monologische Orgien servierte.

Er selber, nicht nur Schriftsteller, sondern auch Text-Taktiker von Rang, genoss die Possen, die ihm die Öffentlichkeit, durch des Dichters monomanische Verwünschungen freudig erregt, verlässlich zurückspielte ...

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