Gedanken für den Tag

von Maria Schaumayer. "Über das Eisbrechen und andere Ermutigungen"

Maria Schaumayer ist Wirschaftswissenschafterin.

Sie war die erste Notenbankpräsidentin der Welt, die Wirtschaftswissenschafterin Maria Schaumayer. Geborenwurde sie in Graz, heuer wird sie 80 Jahre alt. Die glühende EU-Befürworterin leistete wesentliche Weichenstellungen für die europäische Wirtschafts- und Währungsunion. Im Jahr 2000 wurde die überzeugte Katholikin aus dem Ruhestand geholt und zur ehrenamtlichen Regierungsbeauftragten für die "Entschädigung der NS-Sklaven und Zwangsarbeiter" ernannt.

Um den Anteil von Frauen in Führungspositionen in Österreich zu heben, hat sie 1991 die "Dr. Maria Schaumayer-Stiftung" gegründet. Diese zu einem Großteil aus ihrem Privatvermögen finanzierte Stiftung hat das Ziel, Karrieren von Frauen in Wirtschaft und Wissenschaft aktiv zu unterstützen. "Ich bin dankbar, dass ich in manchen Bereichen Eisbrecherin sein konnte und damit vielleicht andere Frauen ermutigt wurden, Verantwortung anzustreben und zu übernehmen", sagt sie. "Meine Wunschvorstellung ist eine partnerschaftliche Gesellschaft."

Der Weltfrauentag sei "100 Jahre nach seiner Einführung noch immer aktuell", so Schaumayer. Und die Anliegen waren im Laufe der Zeit vielfältig: Von der Forderung des Frauenwahlrechts über das Friedensthema nach dem Ersten Weltkrieg zur Abrüstung nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Ziel, das auch heute in erheblichen Teilen der Welt noch nicht erreicht sei.

"Aktuell scheint mir, zum Weltfrauentag wieder in Erinnerung zu rufen, dass Frauenrechte schlicht Menschenrechte sind", erklärt Schaumayer. Nehme man diesen Rechtsanspruch ernst, sei die volle Gleichberechtigung der Frauen in der Gesellschaft nicht nur einklagbar, sondern auch in beschämendem Maße noch unerfüllt. "Darum bedarf es noch immer des solidarischen Bemühens". Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

Wie lässt sich eine Bilanz zum Weltfrauentag 2011 kurz charakterisieren? In der Welt ist das Wahlrecht für Frauen bis auf einige bedauerliche Ausnahmen durchgesetzt. Das Ziel einer friedlichen Welt ohne Krieg und Not dürfte in Europa mit dem Fundament der EU erreicht sein. Das gilt leider nicht für die Welt. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon sagte anlässlich des heurigen Holocaust-Gedenktages: "Überall auf der Welt erleben Frauen und Mädchen noch immer Gewalt, Missbrauch und Diskriminierung. Die Vereinten Nationen haben sich verpflichtet, ihre fundamentalen Menschenrechte zu fördern und zu schützen. Durch die Ermächtigung der Frauen ermächtigen wir die Gesellschaft." Dieser vom UNO-Generalsekretär erklärten Zielsetzung kann ich für Österreich nur hinzufügen, dass es Zeit ist, die letzten Mängel und Diskriminierungen zu beseitigen. An qualifizierten Frauen herrscht kein Mangel. In den mittleren Unternehmensebenen ist genügend Potenzial für Vorstandsaufgaben vorhanden, für Aufsichtsräte stehen qualifizierte Akademikerinnen, Anwältinnen, Wirtschaftstreuhänderinnen, Steuerberaterinnen, Unternehmens- und Personalberaterinnen und dergleichen zur Verfügung. Niemand kann uns mehr einreden, dass bessere Quoten mindere Qualität bedeuten müssen. Welche Wege zur Beseitigung der Frauendiskriminierung auch immer eingeschlagen werden, erscheint es mir wesentlich, dass wir uns nicht mit einer Vielzahl von Einzelkämpferinnen abfinden, sondern Solidarität üben im Sinn des Weltfrauentages.

Service

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Sendereihe

Playlist

Titel: Ansage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min

Titel: GFT 110312 Gedanken für den Tag / Maria Schaumayer
Länge: 02:41 min

Titel: Absage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min

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