Gedanken für den Tag

"Zum hinduistischen Holifest" - Weisheiten aus Indien

Das hinduistische Frühlingsfest Holi, das eines der ältesten Feste überhaupt sein soll, ist das farbenfreudigste von allen. Fünf Tage nach Vollmond ist Rangapancami, der zweite Tag des Festes. An diesem Tag scheinen alle Schranken durch Kaste, Geschlecht, Alter und gesellschaftlichen Status aufgehoben. Es wird ausgelassen gefeiert und man besprengt und bestreut sich gegenseitig mit gefärbtem Wasser und gefärbtem Puder, dem Gulal.

Trotz aller Veränderungen in der modernen indischen Gesellschaft ist die sakrale Bedeutung weiterhin deutlich erkennbar, so werden z. B. die Farben noch heute meist vorher auf dem Altar geweiht und die Menschen überbringen Segenswünsche. Im spirituellen Bereich vermittelt das Holi-Fest, wie in der dazu gehörenden Mythologie erkennbar, die Botschaft vom Triumph des Guten über das Böse. In der Natur dagegen markiert es den Sieg des Frühlings über den Winter, denn das Fest beginnt mit dem Aufblühen der Natur. Ein wichtiger Punkt ist den Menschen auch der Versöhnungsaspekt, denn es heißt, dass man in diesen Tagen alte Streitigkeiten begraben soll.

Aus Anlass des Holifestes sind in den Gedanken für den Tag Texte von Ramakrishna und Jiddu Krishnamurti zu hören. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

Menschen graben sich ihren kleinen Teich, abseits vom raschen Strom des Lebens. Denn wir alle wollen stabile Verhältnisse. Wir graben ein kleines Loch und verbarrikadieren uns darin mit unseren Familien, mit unserem Ehrgeiz, unserer Kultiviertheit, unseren Ängsten, unseren Göttern, unseren unterschiedlichen Gebetsritualen; und dort lassen wir das Leben vorüberziehen und sterben - jenes Leben, das nicht von Dauer ist, sich ständig wandelt, so rasch ist, solche enormen Tiefen, solche außergewöhnliche Vitalität und Schönheit hat. Wir sagen, dass unsere Teich-Existenz richtig ist, und wir haben eine Philosophie erfunden, um sie zu rechtfertigen. Wir haben soziale, politische, ökonomische und religiöse Theorien entwickelt, die sie stützen, und wir wollen nicht gestört werden, denn wir suchen das Gefühl von Dauer.

Wir wollen, dass der Name, den wir tragen, bekannt und durch die Familie, durch den Besitz weitergeführt wird. Wir wünschen uns ein Gefühl von Dauer in unseren Beziehungen, in unserer Tätigkeit, und das bedeutet, wir suchen ein bleibendes, stetiges Leben im stagnierenden Teich. Wir wollen dort keinerlei wirkliche Veränderungen, also haben wir eine Gesellschaft aufgebaut, die uns die Dauer des Besitzes, des Namens, des Ruhms garantiert.

Aber sehen Sie, das Leben ist nicht so, Leben ist nichts Bleibendes. Wie die Blätter, die vom Baum fallen, sind alle Dinge vorübergehend, nichts überdauert, immer gibt es Wandel und Tod. Haben Sie je beachtet, wie sich ein kahler Baum gegen den Himmel abhebt, wie schön er ist? Jeder einzelne Zweig zeichnet sich ab, und seine Kahlheit formt sich zum Lied oder zum Gedicht. Jedes Blatt hat er verloren, und nun erwartet er den Frühling. Wenn der Frühling kommt, erfüllt er den Baum erneut mit der Musik seiner vielen Blätter, welche zu ihrer Zeit wieder fallen werden und verwehen - das ist der Lauf des Lebens.

Service

Buch, Mahatma Gandhis Autobiographie, Verlag Karl Alber
Buch, Jiddu Krishnamurti, Das Wesentliche ist einfach. Antworten auf Fragen des Lebens, Verlag Herder
Buch, Shri Ramakrishna, Gespräche mit seinen Schülern, Verlag der Weltreligionen
CD, Spirituelle Weisheiten. Sprüche und Zitate aus dem ZEN, Navarra 8061

Wenn Sie diese Sendereihe kostenfrei als Podcast abonnieren möchten, kopieren Sie diesen Link (XML) in Ihren Podcatcher. Für iTunes verwenden Sie bitte diesen Link (iTunes).

Sendereihe

Playlist

Titel: Ansage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min

Titel: GFT 110315 Gedanken für den Tag / Peter Matic
Länge: 02:42 min

Titel: Absage "Gedanken für den Tag"
Länge: 00:10 min

weiteren Inhalt einblenden