Betrifft: Geschichte

"Peinliche Befragung, Tortur und Autodafé". Die Inquisition. Heute: Krisen in der katholischen Kirche und ihr Kampf gegen sogenannt häretische Reformbewegungen. Mit Friedrich Edelmayer (Institut für Geschichte, Universität Wien)

Das "sanctum officium", die heute immer noch bestehende römische Glaubenskongregation (ihr dritter Präfekt war der derzeitige Papst), hat seinen Ursprung in jener Inquisition, die erstmals im 1. Drittel des 13. Jahrhunderts in Frankreich gegen die Laienbruderschaft der Katharer ihre Tätigkeit aufnahm. Vor allem der (dafür neu gegründete) Prediger- und Bettelorden der Dominikaner erlangte traurige Berühmtheit. Kritik richtete sich v. a. gegen die anonyme Denunziations-Praxis, Einkerkerung ohne konkrete Anklage, gegen (nicht nur angedrohte) Folter und gegen die Todesurteile, deren Ausführung allerdings dem weltlichen Arm der Gerichtsbarkeit übertragen war.

Mit Sicherheit kann man von vielen Tausenden im Zeichen des "rechtmäßigen Glaubens" Ermordeter sprechen, allerdings in einem Zeitraum von rund 500 Jahren und in ganz Zentral- und Westeuropa. Auch hat sich die Inquisition des Mittelalters bis in die Zeit der Gegenreformation in ihrer Vorgangsweise deutlich gewandelt, zum Teil aber sogar verschlimmert und ihre peinlichen Befragungen auch gegen länderspezifisch und regionalspezifisch unterschiedliche "Delinquenten"-Gruppen gerichtet: gegen "Häretiker", "Hexen" und - insbesondere in Spanien - gegen Konvertiten. Bekanntlich wurden auch Bücher Opfer der Inquisition; der Index verbotener Bücher wurde erst 1966 offiziell abgeschafft. Davon betroffen waren z. B. Erasmus von Rotterdam und Galileo Galilei, aber auch Diderot, Kant, Balzac, Heine und - als einer der letzten - Jean-Paul Sartre. Aus heutiger Sicht erwies sich die Inquisition aber auch als Instrument in der politischen Entwicklung zum Zentral- und Ordnungsstaat.

Service

Wenn Sie diese Sendereihe kostenfrei als Podcast abonnieren möchten, kopieren Sie diesen Link (XML) in Ihren Podcatcher. Für iTunes verwenden Sie bitte diesen Link (iTunes).

Sendereihe