Tonspuren

"Der Tod war das tägliche Leben". Zum 100. Geburtstag des rumänischen Schriftstellers und Philosophen E. M. Cioran. Feature von Alfred Koch

Wer sind die beiden besten Stilisten der französischen Sprache? Der Tscheche Milan Kundera - und der Rumäne E. M. Cioran. Cioran kam schon in den 30er Jahren nach Paris, wo er bis zu seinem Tod 1995 in einer bescheidenen Dachwohnung im Quartier Latin lebte. Seine Bücher wurden in alle Sprachen übersetzt, die Eleganz und Treffsicherheit seiner Aphorismen wurden von der Kritik gefeiert - doch der ganz große schriftstellerische Erfolg blieb ihm versagt. Bis zuletzt blieb Cioran ein Geheimtipp mit einer treuen und verschworenen Lesergemeinde.

Ein Autor, der unermüdlich die Lust am Überdruss zum Ausdruck brachte. Er schrieb "Syllogismen der Bitterkeit", lehrte die "Lehre vom Zerfall" und beklagte den "Nachteil, geboren zu sein". Er war der perfekte Nihilist, der sich redlich abmühte, alles zu negieren und dennoch daran scheiterte. Ein Scheitern mit Humor. Denn niemand konnte so selbstironisch und grotesk das Leiden am Dasein zum Ausdruck bringen wie Cioran.

Service

Bücher von E. M. Cioran:
"Syllogismen der Bitterkeit", übersetzt von Kurt Leonhard
"Der zersplitterte Fluch" und "Cahiers" übersetzt von Verena Heyden-Rynsch
"Auf den Gipfeln der Verzweiflung", Deutsch von Ferdinand Leopold
"Die verfehlte Schöpfung", "Vom Nachteil, geboren zu sein", sowie "Über das reaktionäre Denken", ins Deutsche übertragen von Francois Bondys
Diese Werke sind alle im Suhrkamp Verlag erschienen

"Dasein als Versuchung", übersetzt von Kurt Leonhard, erschienen bei Klett-Cotta.

Einen Teil der gehörten Interviews verwendete Franz Koglmann für seine Komposition "Nächtliche Spaziergänge, Nocturnal Walks", erschienen als CD bei Col Legno.

Im Radiokulturhaus findet zum 100. Geburtstag Ciorans am 7. April eine Veranstaltung unter dem Titel "Cioran - abgeklärter Müßiggänger" statt. Mit dem Film "Die Apokalypse nach Cioran" und einer Podiumsdiskussion

Sendereihe