Da capo: Im Gespräch

"Das Leben ist zu kurz, um nur zu hassen!" Renata Schmidtkunz spricht mit Arye Sharuz Shalicar

Er ist Perser, Deutscher und Israeli. Sicher fühlt er sich nur in Israel. Seit Oktober 2009 ist er einer der vier offiziellen Sprecher der israelischen Armee. Wenn er - wie erst jüngst zum ersten Jahrestag des Angriffs Israels auf den Gaza-Streifen - eine offizielle Erklärung für die deutschsprachigen Fernsehsender abgibt, dann hört man ihn durch: den Slang der türkischen Jugendgangs aus dem Berliner Stadtteil Wedding.

Arye Sharuz Shalicar wurde zwar erst 1977 geboren, hat aber bereits ein sehr bewegtes Leben hinter sich. Seine Eltern waren aus Persien gekommen und hatten die Kinder areligiös erzogen. Dass er Jude war, wusste er wohl, aber es interessierte ihn nicht. Bis sein bester Freund, ein indischer Muslim, ihm eines Tages erklärte, dass alle Juden der Welt getötet werden müssten. Arye outete sich als Jude - und wurde aus seiner Gang verbannt. Jetzt erst erwachte in ihm sein jüdisches Bewusstsein. 2001 emigrierte er nach Israel.

Seine Erfahrungen im Berliner Migrantenviertel Wedding und seinen Weg aus dem Trauma seiner Jugend beschrieb er 2009 in dem Buch "Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude".

Renata Schmidtkunz trifft Arye Sharuz Shalicar in Jerusalem und spricht mit ihm darüber, wie die gelebte Erfahrung von Vorurteilen seine eigene Haltung verändert und in ihm Feindbilder abgebaut hat.

Service

Arye Sharuz Shalicar, "Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude: Die Geschichte eines Deutsch-Iraners, der Israeli wurde", Autobiografie, dtv - Deutscher Taschenbuchverlag

Tom Segev, "Die ersten Israelis. Die Anfänge des jüdischen Staates", Siedler München, 2008

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