Radiokolleg - Zauber, Trash und Aufarbeitung

Was uns das afrikanische Kino lehrt (1). Gestaltung: Anna Katharina Laggner

"Was ist denn das, ein afrikanischer Film?", fragt der aus dem Kongo stammende Regisseur Balufu Bakupa-Kanyinda. "Es ist ein Film, der das Elend zeigt, das arme Afrika oder das Afrika der Traditionen."

Das hungrige Kind oder der spärlich bekleidete schwarze Tänzer bestimmen nach wie vor das Afrikabild in Europa. Dass es zwischen diesen beiden Polen ein reichhaltiges Filmschaffen am afrikanischen Kontinent gibt, wird in Europa kaum wahrgenommen. "Man spricht vom afrikanischen Kino im Singular", sagt der Historiker und Filmwissenschafter Thierno Ibrahima Dia, "dabei ist Afrika kein Land, sondern ein Kontinent, der aus 53 Ländern besteht." Für Balufu Bakupa-Kanyinda und viele andere Regisseure ist die Verweigerungshaltung gegenüber einem Afrika des Reichtums, der Vielfalt, der Schönheit täglich Realität. Er ist einer der zahlreichen Regisseure vom Kontinent, die in Europa leben und für eigene, andere Afrikabilder kämpfen. "Juju Factory", der letzte Langspielfilm von Balufu Bakupa-Kanyinda, zitiert bereits im Titel das afrikanische Klischee der Fetische und spielt zur Gänze in Brüssel.

Alle zwei Jahre findet in Ouagadougou das FESPACO, das Festival panafricain du Cinéma et de la Télévision, statt. Dann feiert Burkina Faso ein riesiges Filmspektakel. Afrikaner wie Europäer beschweren sich über die miserable Bild- und Tonqualität, doch nur den Europäern fällt es teilweise schwer, die Filme zu dechiffrieren. Jene westafrikanischen Spielfilme, die aus der Tradition der Griots, der Geschichtenerzähler, entstanden sind, wirken für unser Erzählverständnis kurios.

Von der nigerianischen (Trash)Videoindustrie Nollywood bis zur Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit, von Shakespeare in Burkina Faso bis zu Sembene Ousmane, dem Vater des afrikanischen Kinos, versucht das Radiokolleg zu entdecken, welche Geschichten Afrika von sich selbst erzählt, welche Bilder Afrika von sich selbst kreiert und inwiefern diese Geschichten und Bilder Lebensrealitäten am Kontinent widerspiegeln.

Service

Bücher
Francoise Pfaff: Focus on African Films
2004: Indiana University Press

Thierno Ibrahima Dia (Hg.): Africultures, Heft 76: Sembène Ousmane (1923-2007)
2008: L´Harmattan, Paris

Marie-Hélène Gutberlet, Sissy Helff (Hg.): Die Kunst der Migration. Aktuelle Positionen zum europäisch-afrikanischen Diskurs
2011, transcript Verlag Bielefeld

Olivier Barlet: Afrikanische Kinowelten. Die Dekolonialisierung des Blicks
2001: Verlag Horleman, Berlin

Ian Haydn Smith (Hg.): International Film Guide 2011 - The definite annual review of World Cinema
2011, Wallflower Press, Brighton

Manthia Diawara: African Film. New Forms of Aesthetics and Politics
2010, Prestel Verlag, München

DVDs
Trigon Film
Limmatauweg 9
CH-5408 Ennetbaden
Schweiz/Suisse/Svizzera/Suiza/Suiça/Switzerland
Tel. +41 - 056 430 12 30
Fax +41 - 056 430 12 31
Homepage

Unter anderem: Filme von Sembène Ousmane, Djibril Diop Mambéty, Mahamat-Saleh Haroun, Abderrahmane Sissako, Souleyman Cissé, Idrissa Ouedraogo

Mediatheken
Baobab
Sensengasse 3, A-1090 Wien o Tel.: +43 1- 319 30 73
Homepage

Institut Francais de Vienne
Währinger Straße 32, A-1090 Wien, Tel.: +43 1- 502753
Homepage


Links
Website über Kultur und Kunst aus Afrika, auf Französisch und Englisch
Website der afrikanischen Föderation der Filmkritiker, auf Französisch und Englisch
offizielle Website des panafrikanischen Film- und Fernsehfestivals in Ouagadougou, auf Französisch und Englisch)

Das einzige Festival in Österreich, das (unter anderem) auf das Filmschaffen des afrikanischen Kontinents fokussiert, ist das Internationale Filmfestival Innsbruck
31. Mai bis 5. Juni 2011
Egger-Lienzstraße 20 (Stöckelgebäude)
A-6020 Innsbruck
Austria
Tel.: +43/512/57 12 62
Fax: +43/512/56 02 91-14
Homepage

Sendereihe