Gedanken für den Tag

14. Juni 2011, 06:56

Hubert Feichtlbauer ist katholischer Publizist.

Am Pfingst-Dienstag und an den Tagen danach macht sich der Doyen des katholischen Journalismus und Buchautor Hubert Feichtlbauer Gedanken über grundlegende Fragen der christlichen Religion, die sehr wohl bei zeitgenössischen Theologinnen und Theologen, aber nicht immer in den Predigtunterlagen vieler Pfarrer in dieser Form vorkommen.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

So gut wie alle Religionen der Erde versichern uns, dass es nach dem Tod eines jeden Menschen mit diesem irgendwie weitergeht - sei es im Nirwana der Bedürfnislosigkeit, sei es in der Vollendung des ewigen Lebens. Aber was ist das: Ewiges Leben? Wir wissen es nicht genau. Aber einiges wissen wir.

"Ewig" ist nicht Zeit ohne Ende. Engel, die ohne Unterlass himmlische Harfen zupfen, hält auch ein gnädiger Gott nicht aus. Hat Ewigkeit mit Gottnähe zu tun? Aber Raum ist wie Zeit mit dem Urknall entstanden. Wenn "Himmel und Erde vergehen werden", wie es in der Bibel heißt, verschwindet mit diesen auch alles, was sich aus Urknall und Ursuppe entwickelt hat. Ewigkeit ist Vollendung der Schöpfung ohne Zeit und Raum.

Ein haariger Zugang zur "Ewigkeit". Versuchen wir es mit dem "Leben". Alles Leben ist Weitergabe von Information. Jedes Lebewesen vermehrt sich durch Weitergabe von Erbinformation. Der Mensch gibt auch geistige Information in Form von Erfahrung weiter. Von Anbeginn war die Menschheit eine Informationsgesellschaft.

Die heutige Informationsgesellschaft arbeitet in ihrer Computerwelt mit Mega- BITS und Giga-Bytes, rechnet in Lichtjahren und Nanosekunden, aber das alles ändert nichts daran, dass "unser Erkennen Stückwerk ist", wie der Apostel Paulus lehrt. "Das Stückwerk vergeht, wenn das Vollendete kommt", heißt es im 1.Korintherbrief.

Aber wie, wenn wir erst am Anfang der Evolution des Menschen stünden? Wenn sich Gott von jeder Generation ein Stück seines Weltgeheimnisses entreißen ließe? Könnte die Vollendung in Ewigkeit im blitzartigen, allumfassenden Verstehen von Schöpfung und Geschichte bestehen? Könnte das Weltgericht für alle mit Freude und Schmerz über genutzte und vertane Lebenschancen zu tun haben?

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