Radiokolleg - Spielfeld der Geschlechter
Frauenfußball, ein Sport im Abseits (1). Gestaltung: Marlene Nowotny
20. Juni 2011, 09:30
Hat der Frauenfußball in Deutschland, allen voran wegen der dort stattfindenden Weltmeisterschaft im Juni und Juli 2011, zumindest eine begrenzte Öffentlichkeit, so existiert er in Österreich jenseits der medialen Aufmerksamkeit. Dieser Umstand führt zu einem für den Sport typischen Teufelskreis. Sportarten, die in den Medien gar nicht oder zumindest unterrepräsentiert sind, können keine Sponsorengelder auftreiben. In der Folge verharren sie im Amateurbereich, können keine Investitionen in die Ausbildung ihrer Protagonisten und Protagonistinnen tätigen und haben Probleme, talentierten Nachwuchs zu rekrutieren.
Obwohl der Frauenfußball in Europa eine lange Tradition hat - 1894 wurden die ersten Frauenfußballclubs in England und Schottland gegründet - konnte er in unseren Breiten als Massensport nicht Fuß fassen. Der Ausschluss von Frauen im Fußball ist nicht allein auf das Spiel beschränkt. Sowohl auf Seiten der Fans als auch in der Trainer- und Managementriege sind Frauen weiterhin stark unterrepräsentiert. Der Fußball stellt sich als eine "Arena der Männlichkeit" dar. Dies zeigt sich auch in der extremen Abwehr von Homosexualität am Fußballplatz. Heterosexuelle Männlichkeit wird weiterhin über den Fußball konstruiert.
In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung besteht Konsens, dass es sich beim Fußball um eine Repräsentationsform "hegemonialer Männlichkeit" handelt. Das Spiel "mit dem runden Leder" wird als weitgehend maskuline Domäne begriffen. Das Radiokolleg versucht herauszufinden, ob diese Strukturen langsam aufbrechen, welche historischen Entwicklungen für die männliche Vorherrschaft im Fußball verantwortlich sind und ob sportliche Großereignisse - wie z. B. die Frauenfußball-WM - zu größerer Toleranz auf diesem Spielfeld der Geschlechter führen können.
Service
Tanja Walther-Ahrens: Seitenweschel. Coming-out im Fußball. Gütersloher Verlagshaus (2011)
Nicole Selmer: Watching the boys play. Frauen als Fußballfans. Agon Verlag (2004)
Eva Kreisky und Georg Spitaler: Arena der Männlichkeit. Über das Verhältnis von Fußball und Geschlecht. Campus Verlag (2006)
Michael Fanizadeh/ Gerald Hödl/ Wolfram Manzenreiter (Hrsg.): Global Players - Kultur, Ökonomie und Politik des Fußballs. Brandes & Aspel Verlag (2002)
Jochen Roose/Mike S. Schäfer/Thomas Schmidt-Lux (Hrsg.): Fans. Soziologische Perspektiven. VS Verlag für Sozialwissenschaften (2010)
ballesterer
