Gedanken für den Tag

von Julian Heidrich. "Warum wahre Helden nie die Autobahn nehmen"

Julian Heidrich ist Musiker, Texter und Jungredakteur. Im Winter 2010 zählte er zu den Finalisten der ORF-Show "Helden von Morgen".

In den "Gedanken für den Tag" erzählt der 19-Jährige Anekdoten aus dieser Zeit und welche Erkenntnisse er daraus für sein eigenes Leben gewonnen hat: wie wichtig ist es, Helden zu haben, zahlt es sich aus, selbst einer zu werden und wenn ja, wie geht man das am besten an? Ein sehr persönlicher und etwas anderer Blick hinter die Kulissen einer großen Castingshow und in den Kopf eines 19-Jährigen, der in dieser Welt Fuß zu fassen versucht.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

"Lass deinen Helden auch mal Kind sein"

Als ich noch klein war wollt ich immer zu den Großen zähl'n
Jetzt bin ich groß, ich will die Welt nochmal als Kind erleben
Ich will zurück aufs Karussell
Hier geht mir alles viel zu schnell
 
Diese Zeilen habe ich damals geschrieben, nachdem meine Zeit bei der Castingshow "Helden von Morgen" vorbei war. Ich war traurig und fröhlich zugleich. Der Druck, jede Woche eine neue Bestleistung bringen zu müssen, war nun vorbei - gleichzeitig aber auch die bisher aufregendste Zeit meines Lebens. Und plötzlich war er wieder da: Der Alltag und mit ihm die Fragen - 'Was studiere ich?' ,'Was für ein Beruf passt zu mir?' und 'Was möchte ich mit meinem Leben eigentlich anfangen?'

Am Spielplatz gegenüber tummelten sich gerade die Kindergartenkinder. Ich war damals 19 und kam mir daneben verzwickt und erfolgsorientiert vor, gar nicht so frei, wie ich es immer sein wollte. Die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren hat einmal gesagt: "Es gibt kein Alter, in dem alles so irrsinnig intensiv erlebt wird wie in der Kindheit. Wir Großen sollten uns daran erinnern, wie das war." Man vergisst es nur so leicht - selbst wenn die Kindheit (wie in meinem Fall) noch gar nicht so ewig lang her ist. Aber schließlich will man ja sich selbst und den anderen beweisen, wie erwachsen man doch ist. Karrieren wollen geplant sein, wer mit Mitte Zwanzig dann noch nicht im Businessanzug steckt, eine eigene Firma gegründet hat oder medial als Nachwuchstalent gefeiert wird, für den oder die ist der Zug ohnehin abgefahren, oder? Für Umwege oder Irrwege, fürs Scheitern und Lernen aus den eigenen Fehlern, fehlt dabei die Zeit. Mir - und ich glaube auch vielen anderen Jugendlichen - macht das Angst. Ich will nicht diese Intensität und Freude verlieren, die ich bei den Kindern auf dem Spielplatz hier sehe.

Wieso sollte man Kind Sein also nicht zu einem Beruf machen können? Und wenn schon nicht zu einem Beruf (es lässt sich halt so schwer Geld verdienen damit), dann aber wenigstens zu einer inneren Haltung. 'Lass deinen Helden auch manchmal ein Kind sein', hab ich mir damals aufgeschrieben - um es nicht zu vergessen.
 
Bis ich weiß wer ich bin
Bis ich weiß wohin
Weiß nur, dass meine Liebe nicht fortgeht
Dass mein Herz am richtigen Ort schlägt
Und dass ich noch von Zeit zu Zeit
Kind sein will

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Sendereihe

Playlist

Titel: GFT 110711 Gedanken für den Tag / Julian Heidrich
Länge: 03:46 min

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