Salzburger Nachtstudio
Aufbruch ins Ungewisse: Der arabische Frühling und die Herausforderung für die westliche Welt. Gestaltung: Brigitte Voykowitsch
13. Juli 2011, 21:00
Auf die Aufstände und Umwälzungen in der arabischen Welt war Europa nicht vorbereitet. Anders als die Revolutionäre, die 1989 den Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhanges bewirkten, können die Träger der Revolutionen in der arabischen Welt nicht auf die uneingeschränkte Unterstützung des Westens setzen. Außerdem hatte man in Europa auch die Situation der jüngeren Generationen in den arabischen Ländern ignoriert und wusste daher nichts von den Debatten und Bemühungen um eine demokratische Entwicklung. Selbst der CIA unterschätzte die Potenz der neuen elektronischen Medien. Lange waren dem Westen Diktatoren in der arabischen Welt willkommen, immerhin dienten sie als Garant von Rohstofflieferungen und Schutz vor einer Machtübernahme durch islamistische Kräfte. Skeptisch stehen auch jetzt noch maßgebliche Kräfte im Westen den Umbrüchen in der arabischen Welt gegenüber.
Wohin die Umwälzungen führen werden, welche neuen Strukturen sich längerfristig herausbilden werden, ist unklar. Demokratisierungsprozesse sind langwierig und hürdenreich. Die bittere Erfahrung der Vergangenheit lehrt zudem, dass man das westliche demokratische Modell nicht einfach exportieren kann. Der Westen - und konkret auch die Europäer - müssen sich aber intensiv mit der Frage auseinandersetzen, wie sie die Entwicklungen in Richtung Demokratie in der arabischen Welt am besten unterstützen können.
Wenn Europa zögerlich handelt, wird es zu Recht den Vorwurf der Doppelmoral ernten: Allzu oft schon hat Europa zwar von Demokratie und Menschenrechten als universellen Werten gesprochen, im konkreten Fall aber dann doch lieber auf Stabilität gesetzt, unabhängig davon, wie undemokratisch diese Stabilität gewesen ist. Die Entwicklung in den arabischen Ländern betrifft jedoch Europa zentral und in Zukunft werden stabile sowie wirtschaftlich erfolgreiche Demokratien im Nahen und Mittleren Osten für die Europäische Union und ihre überalterten Bürger noch wichtiger werden.
