Radiokolleg - Der Klang der kleinsten Schritte

Zur Geschichte der Mikrotonalität (3). Gestaltung: Maria Reininger

In der westlich-klassischen Musik waren sie beinahe verschwunden - die ganz feinen tonalen Abstufungen. Mehrere Jahrhunderte des Probierens, Tüftelns und Rechnens hatte es gebraucht, um das in Europa gängige System der Halbtonschritte ohne störende - wie man empfand - kleine Differenzen zu entwickeln. Die gleichschwebende Stimmung setzte sich schließlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch.

Mit der Neuen Musik sind die Mikrotöne wiedergekehrt - in den Experimenten des russischen Komponisten Iwan Wischnegradsky bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts, gegenwärtig auch in den Werken des österreichischen Komponisten Georg Friedrich Haas, der sich den Möglichkeiten der Zwischentöne intensiv widmet.

Die kleinen Stufen sind traditionell Teil der Gamelanmusik Indonesiens und der klassischen indischen, arabischen und türkischen Musik. Einem Trend der 1960er und frühen 70er Jahre zur Auseinandersetzung mit indischer Musik entsprechend, fanden Mikrotöne vom Osten her Eingang in den Jazz. Der Trompeter Don Ellis schuf so neue Tongefüge.

Mit Erfindergeist wurden westliche Instrumente wieder verändert, um Mikrotöne zu ermöglichen - besagter Don Ellis ließ sich eine Vierteltontrompete herstellen, ein Instrument, mit dem heute in Österreich der Trompeter Franz Hautzinger Klangfülle schafft. Der türkische Gitarrist Erkan Ogur hat eine bundlose Gitarre entwickelt, um die feinen Abstufungen der östlichen Makam-Tonleiter wiedergeben zu können. Und mit verschiedenen Ideen wird dem Klavier mehr entlockt als mit der gängigen Anordnung der weißen und schwarzen Tasten.

Sendereihe