Gedanken für den Tag

16. Juli 2011, 06:56

Julian Heidrich ist Musiker, Texter und Jungredakteur. Im Winter 2010 zählte er zu den Finalisten der ORF-Show "Helden von Morgen".

In den "Gedanken für den Tag" erzählt der 19-Jährige Anekdoten aus dieser Zeit und welche Erkenntnisse er daraus für sein eigenes Leben gewonnen hat: wie wichtig ist es, Helden zu haben, zahlt es sich aus, selbst einer zu werden und wenn ja, wie geht man das am besten an? Ein sehr persönlicher und etwas anderer Blick hinter die Kulissen einer großen Castingshow und in den Kopf eines 19-Jährigen, der in dieser Welt Fuß zu fassen versucht.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

"Jedes Kind ist ein Künstler. Das Problem ist nur: Wie bleibt es ein Künstler, wenn es groß wird?", hat Pablo Picasso einmal gesagt.

An meinem zwanzigsten Geburtstag fühlte ich mich zum ersten Mal in meinem Leben irgendwie alt. Meine Teenagerjahre waren nun offiziell um. In diesem Jahr waren einige Dinge passiert, die mich immer mehr raus aus der Rolle eines Jugendlichen und hinein in das Erwachsenenbild drängten.

Ich hatte meine eigene schöne Wohnung, ein kleines Auto, einen Job, der mir Spaß machte und Freunde und Familie, die immer für mich da waren. Das alles waren Dinge, die ich mir vor Kurzem noch gewünscht hatte, einige davon waren mir jetzt allerdings nicht mehr ganz geheuer, weil Sie mich zu der Frage brachten: Wenn ich jetzt schon lebe, wie ein Erwachsener, was mache ich dann die nächsten 50 Jahre?
 
"Manche halten einen ausgefüllten Terminkalender für ein ausgefülltes Leben", lese ich bei dem deutschen Immunbiologen Gerhard Uhlebruck. Und es ist wahr: Mit jedem Termin, den ich die letzten Wochen erst stolz in meinen Kalender eingetragen hatte, fühlte ich mich bedeutender und größer. Und zugleich fühlte ich mich mit jedem Tag voller Termine und Stress plötzlich schwer und alt, hatte plötzlich die Sehnsucht, mir zumindest für ein paar Tage meine Jugend wieder zurückzuholen:

Mit einem Klick löschte ich alle Termine, die in den nächsten Tagen anstanden und drehte mein Handy ab, um mich endlich wieder einmal der Sache zuzuwenden, die in meinem Leben für "jung sein" steht: Meiner Liebe zur Musik. Ich schnappte mir also meine Gitarre, deren Seiten mittlerweile schon total verstimmt waren und schrieb endlich wieder einmal einen Song, meinen ersten seit Langem.
 
Wenn ich will kann ich hier fliegen
Ich kann in meinem Kopf die Wirklichkeit besiegen
steig auf mein kleines Karussell
und fahr ganz schnell
 
Verkriech mich unter 17 Decken
Ich werd mich heut in meiner Ritterburg verstecken
Bau Katapulte, die den Alltag niederstrecken
Und schieß auf alles, was mich quält.
Bis es vergeht.
 
Echte Helden brauchen manchmal auch eine Pause, um nicht zu vergessen, wer sie sind.

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