Gedanken für den Tag

von Rudolf Taschner. "Sechs Fragen zur Gerechtigkeit"

"Was ist denn schon gerecht? Der Ort unserer Geburt? Unsere Herkunft? Unsere Gene, die scheinbar Schicksal spielen? Der Zufall, der uns vor einem Unglück bewahrt, oder uns über Nacht zum Millionär werden lässt?", das fragt Rudolf Taschner, Professor an der Technischen Universität Wien, Betreiber des "math.space"-MuseumsQuartiers und Autor des Buches "Gerechtigkeit siegt - aber nur im Film".

Gerechtigkeit auf dieser Welt gebe es nicht, meinen hoffnungslose Realisten. Doch das eigene Glück hängt nicht unbedingt davon ab, wie groß das Stück vom Kuchen ist, das man selbst abbekommt, hält der Mathematiker Rudolf Taschner dagegen und gibt einige Denkanstöße mit auf den Weg.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

Gerechtigkeit und Generationen

"Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen", hören wir von Goethe. Und in der Tat: Die Schöpfung, ein Geschenk, dem gegenüber man Verantwortung trägt. Sie scheint eine schier unerschöpfliche Quelle von Ressourcen. In manchen Fällen ist dies der Fall: Die Sonne wird noch viele Millionen Jahre strahlen und die Erde mit Energie versorgen. Es ist jene Energie, die das Wetter lenkt und dafür sorgt, dass Pflanzen gedeihen und auf den Feldern reiche Ernten eingefahren werden können. In mancherlei Hinsicht ist die Quelle jedoch erschöpflich: Die Menge an Öl und Erzen auf der Erde ist zwar riesig, aber endlich ist sie doch.

Die Errungenschaften von Kultur und Technik: Werden diese bewahrt, in den Schulen und an den Universitäten vermittelt, im Sinne ihrer Schöpfer und Erfinder genützt, oder missbraucht?

Schließlich das angesammelte Vermögen: Das, was der Staat als nachhaltiges Erbe geschaffen hat, wie auch das Vermögen des Einzelnen.

All dies wird von einer Generation auf die nächste übertragen. Geht es gerecht dabei zu?

Erstmals in der Geschichte der Menschheit wird in unserer Region eine große Zahl alter Menschen einer kleinen Zahl von Jugendlichen gegenüberstehen. Wie schaffen wir angesichts dieser demographischen Entwicklung einerseits die Sicherung der Zukunft für die Jungen, andererseits den Erhalt der Versorgung für die Alten?

Kurzfristige Lösungen für Probleme mit langfristigen Folgen gewinnen an Brisanz. Die Zeit scheint uns davonzulaufen. Wir brauchen Entschleunigung, hören wir vom deutschen Philosophen Rüdiger Safranski, wir brauchen die Verzögerung der drängenden Zeit. Und zwar - so Safranski - sofort!

Service

Buch, Rudolf Taschner, Gerechtigkeit siegt - aber nur im Film, Ecowin Verlag

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Sendereihe

Playlist

Titel: GFT 110809 Gedanken für den Tag / Rudolf Taschner
Länge: 03:49 min

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