Leporello

Herr Jaromir * Zu den Schattenorten von Wien

Herr Jaromir
Was kann es Lehrreicheres geben als richtige und falsche Spuren zu verfolgen, Ungereimtheiten aufzudecken, um Ecken zu denken - und schließlich (vor versammelten Verdächtigen) Verlauf und Zusammenhänge eines Verbrechens glasklar darzulegen? Als Hommage an die detektivischen Helden seiner Jugend hat der Kinderbuchautor und Ö1- Redakteur Heinz Janisch einen Kinderkrimi alter Schule hat geschrieben. "Herr Jaromir und die gestohlenen Juwelen" schreitet langsam und gemächlich voran. Und lädt, weitab von der überreizten Komplexität figurenüberladener Action- und Fantasywelten, zum Mitdenken ein. Gestaltung: Franziska Dorau


Zu den Schattenorten von Wien
Schauplatz Wien Donaustadt: Hier im hinteren Kagran befindet sich das sogenannte Rinterzelt. Vielen ist das Müllverwertungszentrum auch einfach als Mistzelt geläufig. Der Journalist Wolfgang Freitag hat die Anlage genauer untersucht. In seinem eben erschienenen Buch führt er durch die "Schattenorte von Wien": Orte und Institutionen, die wir aus Scheu oder Abscheu meiden: Sondermüllverbrennung, Krematorium, Polizeianhaltezentrum, Obdachlosenheim oder Frauenhaus. Orte, an die wir delegieren, was uns in unserem Wohlbehagen stört, was uns lästig und unangenehm ist, meint er: Gewalt, Armut, Verzweiflung und Tod. Orte, an denen sich alles sammelt, was wir aus unserem Alltag schieben, wie etwa den Mist, den wir fortwährend produzieren.
In der Kunststoffsortieranlage im Rinterzelt wird auf rund 31.000 Quadratmetern der Inhalt der Wiener Plastikmülltonnen aufbereitet. Konzipiert wurde das Rinterzelt in den 1970er Jahren, als "Umweltschutz zum Modeartikel der Saison wurde", erzählt Wolfgang Freitag. Der "ästhetische Industriebau", so die Eigenbezeichnung der Firma, sollte als eine Art Wunderwerk sämtliche angehäufte Einweg-Müllberge wiederverwerten. Nur wenige Mitarbeiter machen sich hier die Hände schmutzig: Rund 16 Personen sortieren jährlich etliche tausend Tonnen Plastikmüll.
Üble Gerüche werden auch in einem anderen Wiener Gebäude vermutet: Dem sogenannten Narrenturm am Gelände des Alten Allgemeinen Krankenhauses. Kaiser Joseph II. ließ den Rundbau 1784 für sogenannte "Wahnwitzige" errichten. Heute beherbergt er das Pathologisch-anatomische Museum. Beatrix Patzak ist Leiterin Museums. Ausgestellt sind hier etwa missgebildete Organe, verkrümmte Skelette oder Wachsabgüsse von Krankheiten, die schon als ausgestorben gelten und in natura gar nicht mehr zu sehen sind. Für Mediziner sind die Präparate deshalb eine wichtige Lernquelle. Gestaltung: Claudia Gschweitl

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