Betrifft: Geschichte

Justinian I., der Große - byzantinischer Kaiser in Konstantinopel, dem Rom des Ostens. Mit Manfred Schmutzer, Prof. emer., Wissenschafts-Soziologe. Gestaltung: Martin Adel

Die Trennung in ost- und weströmisches Reich im Jahr 395 gewinnt erst aus der historischen Rückschau ihren einschneidenden Charakter. Denn sowohl lange davor als auch noch danach gingen die Zeitgenossen von der Einheit der beiden Teile aus. So äußerte noch der spätantike Historiker Eunapios von Sardes: "Die beiden Kaiser regieren in zwei Körpern ein einziges Reich." Dennoch bestand kein Zweifel, dass nach 395 Konstantinopel die Rolle Roms übernahm. Die weströmischen Kaiser residierten zunächst in Mailand und dann zumeist in Ravenna, während die Stadt Rom im Wesentlichen den Päpsten als religiöses Zentrum der Christenheit überlassen wurde.

Gegen Ende des 5. Jahrhunderts erlosch das weströmische Kaisertum. Und Kaiser Justinian I. (er regierte von 527 bis 565) gelang es, weite Teile des alten Imperium Romanum, das unter dem Druck der Völkerwanderung zerbröckelte, wieder zu erobern und an Ostrom zu binden. Damit verschob sich das Gewicht vom lateinischen Westen in den griechischen Osten. Nicht zuletzt wurde die Rechtsnachfolge Ostroms durch den von Justinian in Auftrag gegebenen "Corpus Iuris Civilis" unterstrichen - eine Zusammenfassung des Römischen Rechts.

So entstand in Byzanz eine Mischung aus römischem Staatswesen, griechischer Kultur und christlichem Glauben, was Justinian auch damit unterstrich, dass er die "heidnische" "platonische Akademie" in Athen schließen ließ. Sowohl rechts- als auch wissenschafts- und religionsgeschichtlich entfaltete das byzantinische Reich unter ihm noch einmal eine kulturelle Strahlkraft, deren Bedeutung weit über die Eroberung Konstantinopels rund 900 Jahre später (durch die Osmanen 1453) nachwirken sollte.

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