Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Islamisches Recht: Fakten, Mythen, Streitpunkte. Gestaltung: Brigitte Voykowitsch

Wenn das Wort Scharia fällt, assoziieren die meisten Menschen im Westen sofort Steinigung, Auspeitschen und andere schwere Körperstrafen damit. Diese Strafen sind zwar tatsächlich Teil des islamischen Strafrechts, sind in ihrer Anwendung aber äußerst umstritten und machen nur einen kleinen Teil der Scharia aus. Ein weitaus größerer Teil der Scharia behandelt rituelle Fragen, also die korrekte Durchführung von Gebeten und religiösen Ritualen. Bei der Scharia handelt es sich dabei nicht um ein Gesetzesbuch, sondern um eine Vielfalt von Regeln und Normen, die im Lauf der Jahrhunderte entwickelt und ausjudiziert worden sind.

Die Bekanntheit des Strafrechts erklärt sich daraus, dass radikale islamistische Gruppen - wie die Taliban - auf die harten Körperstrafen zurückgreifen. In den meisten muslimischen Ländern gibt es jedoch einen wesentlich differenzierteren Zugang. Zudem führen muslimische Intellektuelle und Wissenschafter seit Jahren heftige Debatten über die "wahre" Bedeutung der Scharia, viele sind auch bemüht, die Übereinstimmung der Scharia mit den modernen Vorstellungen der universalen Menschenrechte zu belegen.

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