Zeit-Ton

5. Dezember 2011, 23:03

Die Galgenlieder von Christian Morgenstern, entsprungen einem Ritual im Freundeskreis, sind nicht nur dessen bekannteste Gedichtsammlung, sie sind auch dankbare Objekte kompositorischer Begierden. Bis heute reizen die pointierten Texte zu Vertonungen, wohl deshalb, weil sie den Komponist/innen eine gewisse "Narrenfreiheit" erlauben.

Eine gewisse Portion Mut zum Unkonventionellen erfordert auch ein Ensemble mit der Besetzung Singstimme, Violine, Tenorhackbrett, Posaune und Kontrabass. Unter dieser Prämisse erhob die Hackbrett-Spielerin Franziska Fleischanderl als Ensemblegründerin die "Galgenlieder" zum Thema und wandte sich an jüngere, erfahrenere und experimentierfreudige heimische Komponist/innen mit der Bitte, ihr ungewöhnliches Ensemble mit Galgenlieder-Vertonungen auszustatten. Und so erleben bekannte und weniger bekannte Morgenstern-Gedichte dank Johannes Berauer, Fatima el Kosht, Irene Kepl, Matthias Schinagl und Balduin Sulzer eine musikalische Ausdeutung.

Am 17. November konnte man im ORF Landesstudio Oberösterreich im Rahmen der Konzertreihe "Treffpunkt Neue Musik" diese Werke hören. Es war ein Abend mit einer Portion selbstironischer Reflexion über Sinn und Unsinn der Ernsthaftigkeit des Lebens unter dem Morgenstern-Motto:

"Laß die Moleküle rasen,
was sie auch zusammenknobeln!
Laß das Tüfteln, laß das Hobeln,
heilig halte die Ekstasen!"

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton