Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Das weibliche und das männliche Gehirn - Mythos oder Wirklichkeit? Gestaltung: Marlene Nowotny

Frauen haben soziale Kompetenz, Männer einen guten Orientierungssinn. Frauen haben emotionale Gehirne. Ihre beiden Hirnhälften arbeiten immer gleichzeitig. Männer dagegen haben rationale Gehirne und arbeiten immer nur mit einer Gehirnhälfte. So oder so ähnlich lauten heute viele "wissenschaftlich fundierte" Aussagen aus der Neurobiologie. Die Hirnforschung wird gerne als wissenschaftliches Beweismittel herangezogen, um Geschlechterunterschiede zu untermauern. Denn wie das Gehirn unser Verhalten und Denken, unsere Fähigkeiten, selbst unsere Wertevorstellungen und unsere sexuelle Orientierung steuert, wird geschlechterspezifisch untersucht.

Ein Verfahren, das in der Hirnforschung seit den 1990er Jahren zum Einsatz kommt, ist die funktionelle Magnetresonanztomographie. Mit dieser Methode kann visuell gezeigt werden, wie das Gehirn unmittelbar auf bestimmte Reize reagiert. Innerhalb der Neurowissenschaften, aber auch in den Medien haben solche "visuellen" Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung Hochkonjunktur.

Doch können solche Bilder auch "Geschlechterdifferenz" produzieren? Wie schauen die neuesten Ergebnisse der Hirnforschung zum weiblichen und männlichen Gehirn aus? Und wie wirken sich geschlechterspezifische Forschungsergebnisse auf unser Handeln, unsere sozialen Praktiken und die gesellschaftspolitische Genderdebatte aus?

Service

Michael Hagner: "Das weibliche Gehirn. Über einen alten Mythos der Hirnforschung" IN: "Gefühle zeigen. Edition Collegium Helveticum 5", Chronos Verlag (2009)

Öffentliche Ringvorlesung "Neurokulturen und Geschlecht" an der Universität Wien (Wintersemester 2011 und Sommersemester 2012): Veranstaltung

Sendereihe