Die Hörspiel-Galerie

"Die Bluse". Von Hermann Harry Schmitz. Mit Irm Hermann, Graham F. Valentine, Hendrik Röder, Tobias Wangemann und Gertrud Maaß. Regie: Heike Tauch

Sie wollte nur eine Bluse kaufen. Weiter nichts. Und sie wollte nur, dass ihr Neffe sie dabei begleitet. Und dennoch: Er hätte nein sagen sollen. Oder dass er etwas vorhätte ... Sie ist Tante Dorchen, fast allein in einem amerikanischen Riesenkaufhaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Bluse, die ausgesucht, anprobiert und gekauft werden soll, diese Bluse soll so besonders sein, dass Frau Bender in Berlin vor Neid die Platze kriegt. Dass der Kauf nicht Stunden, sondern Jahre in Anspruch nimmt, an dessen Ende ein Fräulein eine Hutnadel ins linke blaue Auge bekommt, ein Elektrotechniker Glühbirnen frisst, mindestens zweiundzwanzig Verkäuferinnen tot am Boden liegen, vier Ressortchefs pathologisch vor sich hin dämmern und der Neffe in die Blasen beisst, die sich durch das wilde Hin- und Herlaufen im Linoleum des Bodenbelags gebildet haben - all das klingt schön und vertraut: Warenhäuser und Aufzüge - nicht nur damals überforderten sie Verkäufer und Kunden. (Frau Bender hat die Bluse nie gesehen. Sie starb an einer Bauchfellentzündung.) "Die Bluse" - eine surrealistische Anleitung zum Glücklichsein.

Hermann Harry Schmitz, 1880 in Düsseldorf geboren, beginnt nach seiner Ausbildung zum Kaufmann gesellschaftliche Veranstaltungen zu besuchen und wird schnell zum beliebten Unterhalter. Als Conférencier und junger Dandy ist er mit seiner exzentrischen Kleidung und entsprechendem Auftreten bald eine stadtbekannte Figur. 1911 erscheint im Rowohlt-Verlag sein erstes Buch "Der Säugling und andere Tragikomödien". Nach vielen Krankheiten und Operationen und aus Angst, in einer Anstalt vergessen zu werden, nimmt sich H. H. Schmitz 1913, 33-jährig, das Leben. "Die Bluse" erscheint posthum 1914 in "Das Buch der Katastrophen" (neu verlegt 1998) (Produktion WDR 2002).

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