Radiokolleg - Die Couperins

21. Dezember 2011, 09:45

Schon der Großvater Mathurin und auch der Vater Charles waren als Musiker hervorgetreten; der eine als lizensierter Dorfmusiker, der andere - der gesellschaftliche Aufstieg bereitet sich vor - als Organist in Chaumes, 50 km südöstlich von Paris. Von den acht Kindern Charles' wurden drei Musiker; einer von ihnen, Louis, wurde schon von den Zeitgenossen als führender Cembalo-Spieler und -Komponist anerkannt. Er starb jung, 1661, mit etwa 35 Jahren, hatte es aber schon zum Organisten in St. Gervais in Paris gebracht, einer höchst angesehenen und gut besoldeten Stellung, die die Familie der Couperins noch gut 150 Jahre innehaben sollte; unter ihnen auch der Neffe von Louis, Francois (1668 - 1733), genannt "Le Grand".

Heute spricht man gerne in der Mehrzahl von "Les Grands" und meint beide, Francois und seinen Onkel Louis. Der vor 350 Jahren verstorbene Louis gilt mittlerweile als einer der größten Cembalo-Komponisten überhaupt, und neuere Forschungen kommen zu dem Ergebnis, er habe bereits Elemente des italienischen Stils in den französischen integriert. Anders hatte Francois dieses Verdienst weniger seinem Onkel als vielmehr Corelli gutgeschrieben (in seiner Triosonate "Le Parnasse, ou L'Apothéose de Corelli") - vielleicht aus Unkenntnis: Er kam zur Welt, als sein Onkel bereits einige Jahre tot war.

Die zeitliche Differenz ihrer Lebenszeit schlägt sich auch merklich in der Charakteristik ihrer Kompositionsweisen nieder: Louis mit kraftvoller, gewagter Chromatik, harmonischer Dichte und kontrapunktischem Satz, Francois dagegen mit der ausgereiften Raffinesse und Eleganz des Hofmusikers. Louis erlebte als junger Mann vom Land den Aufstieg des Sonnenkönigs Ludwigs XIV., Francois Höhepunkt und Ende dieser Glanzzeit als wichtigster Hofmusiker zwischen Lully und Rameau. Die Assoziationen zu beiden aus heutiger Sicht sind denn auch höchst unterschiedlich, aber in beiden Fällen vorausweisend: bei Louis denken manche an Bach; bei Francois an Chopin!

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