Radiogeschichten

I. "Das Gastspiel des Versicherungsagenten". Von Wolfgang Hildesheimer und
II. "Das Marine-Archiv". Von Anton Kuh. Es liest Erwin Steinhauer. Gestaltung: Bernhard Herrman

"Das Gastspiel des Versicherungsagenten"
Der Pianist Frantisek Hrdla ist ein begnadeter Virtuose. Die Kritiker überschlagen sich in ihren Lobeshymnen auf sein Spiel. Das beglückte Publikum überschüttet ihn mit frenetischem Applaus. Doch all das entlockt ihm nur ein müdes Lächeln, in dem sich die Tragik seines Lebens verbirgt: denn eigentlich war der brennendste Wunsch des ehemaligen Wunderkinds, Versicherungsagent zu werden ...

Wolfgang Hildesheimer
(9. Dezember 1916 Hamburg - 21. August 1991 Poschiavo/Schweiz); ab 1934 in Palästina; ab 1957 Studium der Malerei und Bühnenbildnerei in London; 1946 Simultanübersetzer bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen; seit 1950 Schriftsteller; verfasste Theaterstücke, Romane, Essays und eine Mozart-Biografie sowie Grotesken, die 1952 in der Sammlung "Lieblose Legenden" erschienen. "Das Gastspiel des Versicherungsagenten" stammt daraus.

"Das Marine-Archiv"
Die Zeiten, als Österreich eine Marine besessen hatte, sind vorbei. Aber Seeleute aus dieser glorreichen Epoche gab es noch, wie Anton Kuh während einer Straßenbahnfahrt von Grinzing nach Hause erlebte. Als nämlich ein angeheiterter bulliger Herr den Fahrgästen zum Beweis unbedingt zwei tätowierte Schiffe zeigen will. Die befinden sich allerdings an einer Körperstelle, deren Entblößung öffentliches Ärgernis erregen würde. Und der weinselige ehemalige Seemann macht nicht den Eindruck, als wäre er von seinem Vorhaben abzubringen.

Anton Kuh
(2. Juli 1890 Wien - 18. Jänner 1941 New York); freischaffender Journalist, ab 1909 oft in Prag, war begnadeter Stegreifredner, 1938 Emigration in die USA; veröffentlichte Essays und Feuilletons)

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