Zeit-Ton

28. März 2012, 23:03

Imago Dei, Krems

Musik der aus Südkorea stammenden Komponistin Youghi Pagh-Paan, die seit den 1970er-Jahren in Deutschland lebt, wird kommenden Freitag in der ehemaligen Minoritenkirche in Krems-Stein beim Festival "Imago Dei" zu hören sein, im Rahmen eines Portraits des Ensembles Phace und des Korean Music Project. Zweiter zentraler Punkt dieses Konzerts ist Musik von Klaus Huber, bei dem Younghi Pagh-Paan in den 1970er-Jahren an der Musikhochschule in Freiburg im Breisgau studierte, und der wenig später auch ihr Ehemann wurde. In der Musik des gebürtigen Schweizers Klaus Huber, mittlerweile 87 Jahre alt, treten seit viele Jahrzehnten die Welten von Fernost und West in Kommunikation zueinander. Etwa im Stück
"Raue Pinselspitze", das in der Minoritenkirche in einer Version für Violoncello und die koreanische Trommel Buk gespielt wird, und das Huber einst zum 75. Geburtstag des verstorbenen koreanischen Komponisten Isang Yun für den komponierte. Auch in Hubers Stück "Ein Hauch von Unzeit III " erklingen am 30. März die Instrumentarien zweier Kulturen. Huber über den dahinter stehenden Gedanken: "Die Unzeit zeigt sich in den Pausen, in der Tatsache, dass nicht gezählt wird, im ruhigen Ein- und Ausatmen und im Umstand, dass die Musik in der Stille mündet."

Osterfestival Tirol

Das 24. Osterfestival Tirol hat sich die Begriffe "macht.frei" und "Leben" als Motto auf die Fahnen geschrieben, man bietet Denkanstöße zum Begriff der individuellen Freiheit und - Zitat aus dem Programm-Folder - zur "Pseudofreiheit unserer Wellness-Gesellschaft". Die künstlerische Leiterin Hannah Crepaz hat erneut ein vielfältiges Programm aus traditioneller und zeitgenössischer Musik, Tanz, Konzert und Performance zusammen gestellt. Aus Zeit-Ton-Sicht sei vor allem auf das Konzert des Ensemble Recherche hingewiesen. Am Dienstag, dem 3. April, gastiert die Formation im Salzlager in Hall mit Kompositionen von - erneut - Klaus Huber, Georg Friedrich Haas, José Manuel López-López, Wolfgang Rihm und von Salvatore Sciarrino.

"Oenm, ganz privat" in Salzburg

Wir bewegen wir uns wieder ostwärts nach Salzburg. Dort findet von Freitag bis Sonntag die Konzertreihe "ganz privat" des Österreichischen Ensembles für Neue Musik ihre Fortsetzung. Im Atelier im Salzburger Künstlerhaus in der Hellbrunner Straße werden freitags und samstags jeweils um 19.30 Uhr und sonntags um 11 Uhr Irmgard Messin (Flöte) und Nora Skuta (Klavier) Werke von Franco Donatoni, Beat Furrer, Georges Hüe und Cécile Chaminade aufführen. Um Voranmeldung unter ganz.privat@oenm.at wird gebeten.

No Business For Dogs

Die CD-Vorstellung dieser Sendung: Zwei Perkussionisten und eine Dame, die in den Eingeweiden eines Flügels werkt, sind auf dem unlängst erschienenen Silberling namens "Lovely Objects" zu hören, eine Formation, die unter dem Namen "No Business For Dogs" firmiert. Dahinter stehen Judith Unterpertinger (Innenraumklavier) sowie Bernhard Breuer und Steven Hess (Schlagzeuge).
Was steckt hinter der Bezeichnung "Innenraumklavier"? Judith Unterpertinger spielt das Klavier nicht wie üblich über die Tasten, sie denkt vielmehr das Konzept des "String-Piano", also der Klangerzeugung über direkte Manipulation der Klavier-Saiten im Inneren des Resonanzraums weiter, indem sie Klaviatur und hölzernes Corpus weglässt. Ihr Instrument ist tatsächlich das der äußeren Hülle entledigte Klavier-Innenleben, also Hämmerchen plus Stahlrahmen mit Saiten, die Eingeweide oder "piano guts", wie auf der CD zu lesen ist.
Für die Musik von "Lovely Objects" hat Judith Unterpertinger zwei Pianinos zerlegt, um drei solcher Rahmenteile zu gewinnen. Sie decken Bass, Mittellage und Diskantbereich ab, wobei die Saiten mit Holz und Schrauben präpariert und mit Händen, Sticks, Schlägeln, Metallplatten, Rohren, Milchschäumern, Vibratoren und anderem bearbeitet werden.
Judith Unterpertinger, die Tiroler Pianistin und Komponistin, die in London lebt, und Bernhard Breuer, der Schlagzeuger, der zurzeit u. a. im Akustik-Techno-Trio "Elektro Guzzi" präsent ist, kennen einander seit gemeinsamen Studientagen am Institut für Jazz und improvisierte Musik an der Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz. Der Kontakt ist über all die Jahre aufrecht geblieben, wurde u. a in gemeinsamen Duo-Konzerten gepflegt. 2010 kam auf Betreiben Judith Unterpertingers der Chicagoer Schlagzeuger Steven Hess dazu. Viertes Mitglied ist Tonmeister Alfred Reiter, er fungiert als integraler, fixer Bestandteil der Band, er macht die teilweise extrem leisen Sounds des Innenraumklaviers im Ensemblekontext hörbar.

Service

TERMINE:

Bis 9. 4.
Imago Dei, Krems - http://www.klangraum.at

Bis 8. 4.
Osterfestival Tirol - http://www.osterfestival.at

Reihe "oenm, ganz privat" - Irmgard Messin und Nora Skuta
30. 3., 31. 3., 1. 4. Salzburg, Künstlerhaus - http://www.oenm.at
Anmeldung erbeten unter: ganz.privat@oenm.at
Broken.Heart.Collector
30. 3. Salzburg, ARGEkultur - http://www.argekultur.at

_

No Business For Dogs: Lovely Objects
erhältlich unter http://www.juun.cc

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton

Gestaltung

• Andreas Felber