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Waldheim. Der Mann, dem die Welt misstraute. Menschen aus Waldheims engstem Umfeld erinnern sich an den Mann, der unfreiwillig zur Bewusstseinsbildung einer ganzen Nation beigetragen hat.
Feature von Martin Betz.

Am 27. April 1987 wird Kurt Waldheim auf die Watchlist des US-Justizministeriums gesetzt. Das damit verbundene Einreiseverbot in die USA ist der Beginn der internationalen Isolation des österreichischen Bundespräsidenten, der bis zum Ende seiner Amtszeit keine nennenswerten Staatsbesuche absolviert haben wird. Der Mann, der als Generalsekretär die Geschicke der UNO lenkte und mit dem Wahlslogan "Der Mann, dem die Welt vertraut" antrat, wird fortan als einsamer Mann in der Hofburg sein politisches Leben fristen. Genauso einsam wie seine 1977 auf eine Datenplatte gepresste Stimme, die seither auf der Raumsonde Voyager 1 durch den Weltraum reist und Außerirdischen Grüße übermittelt.

Was blieb von Waldheim? Zeitzeugen, Historiker, Wahlkampfstrategen und Personen aus Waldheims engstem Umfeld erinnern sich heute an die teils heftige Debatte während des Wahlkampfs 1986. An einen Mann, der in der Öffentlichkeit vor allem wegen seines lückenhaften Umgangs mit seiner Kriegsvergangenheit in Erinnerung blieb. Sie offenbaren die inneren Konflikte eines Karrieristen, der sich vom weltgewandten Diplomaten zum Vertreter einer dumpfen "Mir san mir"-Politik wandelte. Unfreiwillig hat er dennoch zur Bewusstseinsbildung einer ganzen Nation beigetragen, mit dem späten Aufbrechen der Nachkriegslüge von Österreich als erstem Opfer des Nationalsozialismus.

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