Gedanken für den Tag

Von Christine Hubka. "Der Geist weht, wo er will" - Gedanken zum Pfingstfest. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Vor dem Pfingstfest, das in christlichen Kirchen am folgenden Sonntag gefeiert wird, macht sich die evangelische Theologin und Autorin Christine Hubka Gedanken zum "Heiligen Geist". Dieser weht bekanntlich "wo er will" (Joh. 3,8). Und dort, wo er weht, gibt es überraschende Situationen. Neue, unerwartete Erfahrungen. Undenkbares ereignet sich. Auch im Alltag. Es gibt keinen Ort, wo der Geist nicht hinwehen kann, ist Christine Hubka überzeugt.

Kleine Alltagsgeschichten, die an ganz unterschiedlichen Orten spielen, erzählen von diesem Wehen des Geistes.

Licht

Donald Duck ist einfältig. Er verdreht die Dinge. Das Wichtigste kriegt er nicht mit. Deshalb landet er immer wieder in den unmöglichsten Situationen. Manchmal aber geht sogar diesem Einfaltspinsel ein Licht auf. Die dazugehörige Zeichnung zeigt eine hell leuchtende Glühbirne in einer Sprechblase.

Lang bevor ein Zeichner in den Disney Studios die Glühbirne, also das Licht, als Symbol für Verstehen und verständig handeln, erfand, hat der Evangelist Lukas dieses Bild gemalt: Der Geist Gottes setze sich wie Feuerzungen auf einen jeden von ihnen.

Den verschreckten Jüngern und Jüngerinnen geht zu Pfingsten ein Licht auf. Die Wirkung ist kolossal: Die Verängstigten finden Mut. Die Eingebunkerten gehen unter die Leute. Die Verstummten beginnen zu reden. Frei und offen begegnen sie den Menschen. Klar und deutlich sagen sie, was ihnen am Herzen liegt.

Donald Duck kann in seinen lichten Momenten ungehindert tun und sagen, was er will. Niemand stellt sich ihm entgegen. Die Jünger und Jüngerinnen bekommen zwar viel Zustimmung. Sie ernten aber auch heftigen Widerspruch. Es gibt sogar spöttische Stimmen, die ihnen Trunkenheit am frühen Morgen unterstellen.

Allgemeine Zustimmung, ohne Gegenrede, einhelliges Nicken ohne ein einziges Kopfschütteln ist kein Zeichen für Geistes-Gegenwart. Eine Kirche, in der es Auseinandersetzungen gibt, scheint mir lebendiger zu sein, als eine, wo alle immer derselben Meinung sind.

Auch die konfessionelle Vielfalt der Kirche ist für mich kein Unglück, kein Betriebsunfall. Diese Vielfalt ist für mich ein Zeichen, dass Gottes Geist in vielen Verschiedenen sein Licht angezündet hat. Denn nicht nur ein Einziger soll alles erkennen und die Richtung vorgeben.

Wie bei einem Puzzlespiel müssen Christinnen und Christen auch in der Kirche zusammentragen, was sie im Licht des Geistes erkannt haben. Denn dort, wo man miteinander um Einsichten ringt, weht der Geist Gottes.

Service

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