Lange Nacht der Alten Musik

"Paradise regained" (live von "Italia mia" aus der Kartause Mauerbach). Gestaltung: Bernhard Trebuch

"Eine Liveaufnahme, die mit zu den schönsten, lebendigsten und fesselndsten Aufführungen von Renaissance-Musik zählt, die ich je gehört habe", schreibt ein enthusiastischer Kritiker aus England und meint damit eine Produktion des Ensembles "The Sound and the Fury", erschienen in der ORF Edition Alte Musik. Die veröffentlichte Liveaufnahme entstand im Rahmen von "Italia mia" in der Kirche der Kartause Mauerbach.

Auch heuer ist die vier- bis sechsköpfige Gruppe wieder zu Gast in Mauerbach und wird - wie immer ideell und finanziell unterstützt von den Künstlern Muntean/Rosenblum - bei "Italia mia - la festa" auftreten. Ö1 ist im Rahmen der Langen Nacht der Alten Musik bei diesem Festival live dabei.

"Italia mia" zählt bereits seit Jahren zu den Geheimtipps für Freunde der Alten Musik. Die Reihe wäre ohne Zusammenarbeit im dem Bundesdenkmalamt Kartause Mauerbach nicht denkbar. So stehen die barocke Kartausenkirche, die Kaisersäle, das Refektorium und - bei guter Witterung - der Kaisergarten für Musiker und Publikum offen.

"Italia mia - la festa" bringt auch heuer wieder eine Mixtur aus verschiedenen Programmen mit mehreren Gruppen und Künstlern. Unter dem heurigen Motto "Metamorfosi" tritt die junge Cembalistin Magdalena Malec aus Polen mit Werken auf, die im Bachwerkeverzeichnis zu finden sind. Allerdings stammen diese nicht ursprünglich aus der Feder des Thomaskantors, sondern sind Concerti des Prete rosso Vivaldi und anderen, die Bach für sein Cembalo arrangiert hat. Quasi an die Quelle geht Bernhard Drobig, wenn er aus den berühmten "Metamorphoseon libri XV" des Publius Ovidius Naso (43 v. Chr. - 17. n. Chr.) liest. Von Johann Heinrich Voß 1798 ins Deutsche übersetzt und von Bernhard Trebuch aufs Jahr 2012 bearbeitet, zählen die Geschichten von Daedalus und Ikarus, Orpheus und Eurydike oder den Affären Jupiters auch heute noch zu den bekanntesten der klassischen Mythologie.

Um Mitternacht wird die Kartausenkirche mit Kerzenlicht erleuchtet, um Podium für "The Sound and the Fury" zu sein. Betreut durch den niederländischen Forscher Jaap van Benthem präsentiert die Gruppe rare polyphone Stimmgewebe aus dem 15. Jahrhundert und singt eine Messe von Johannes Ockeghem. Diesem wohl bedeutendsten Komponisten der Renaissance gelang - ähnlich Johann Sebastian Bach - in genialer Weise die Kombination von ausgeklügeltem Kontrapunkt, singbar, ins Ohr gehenden Melodien und emotionaler Tiefe. So stellt seine bekannte Missa prolationum eine Folge von Doppelkanons dar, bei der jede der vier Stimmen in einem anderem Metrum geführt und dennoch quasi magischer Weise ein gemeinsamer Endpunkt erreicht wird.

Dass - wie immer - auch bei "Italia mia - la festa" für das leibliche Wohl gesorgt wird, ist dem Stammpublikum längst bekannt. Auf die Gäste warten Spezereien aus Italien ... Für die Hörer von Ö1 geht die "Lange Nacht der Alten Musik" bis 6 Uhr früh weiter. Also ein wahrlich "wiedergewonnenes Paradies"!

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