Ambiente

Reisen mit Ö1. Sommerreprisen - Ambiente Spezial: "Mehr als ein künstlicher Wasserlieferant". Spurensuche entlang des Marchfeldkanals. Von Matthias Haydn

Das 900 km² große Marchfeld nordöstlich von Wien gilt als "Gemüsegarten" und "Kornkammer" Österreichs. Die flache Region leidet wegen geringer Niederschläge und hoher Grundwasserentnahmen unter Wassermangel. Bereits um 1850 entstanden deshalb erste Ideen zu einer großräumigen Feldbewässerung im Marchfeld. Vor 25 Jahren wurde schließlich mit dem Bau des Marchfeldkanals begonnen. 1992 wurde das 18 km lange künstliche Gewässer, das die Donau mit Rußbach, Obersiebenbrunner Kanal und Stempfelbach verbindet, fertiggestellt. Entstanden ist so ein etwa 100 km langes Kanal- und Flusssystem. Der junge Marchfeldkanal ist heute mehr als nur Wasserlieferant für die Gemüsebauern des Marchfelds: Er war das erste große Bau-Projekt in Österreich, bei dem es eine umfassende Umsetzung der ökologischen Grundsätze im naturnahen Wasserbau gegeben hat.

Das Gewässer bietet an Fauna und Flora interessierten Menschen viel. So haben sich etwa Biber entlang des künstlichen Flusses stark verbreitet. Die Tiere gelten als ein Symbol der Naturnähe der Gewässer, stellen aber wegen der zunehmenden Baumschäden teilweise auch ein Ärgernis dar.

Der Marchfeldkanal fließt auf seinem Weg durch die Bundeshauptstadt durch dichte Verbauung und ist ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Bevölkerung. In Begleitung von Naturführern können Besucher in Kanus die Wasserlandschaft erkunden. Der Marchfeldkanal-Radwanderweg verläuft über die gesamte Gewässerstrecke bis Schlosshof. Auf einer Radtour durch das Marchfeld lässt sich auch die Geschichte der Region erfahren, etwa im Napoleonmuseum in Deutsch-Wagram. Am 5. Juli 1809 kämpften in der "Schlacht bei Wagram" 180.000 Soldaten auf französischer Seite und 120.000 auf österreichischer Seite gegeneinander - das grauenvolle Ereignis, das zehntausende Menschenleben kostete - jährt sich am Sendetag zum 200. Mal. Der kleine, unscheinbare Rußbach, heute Teil des Marchfeldkanal-Systems, spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Historisch interessierte Besucher können auf einer Radtour die Schauplätze der Kämpfe erkunden, kunsthistorisch Interessierte zieht es zu einem der Marchfeldschlösser.

Service

Peter Kolecko, Peter Dachgruber, 200 Jahre Marchfeldschlachten Aspern und Wagram 1809-2009, Verlag: Weishaupt
Helmut Pacholik, Meine Begegnung mit dem Tolstolo, Malek-Verlag

Marchfeldkanal
Biohof Adamah

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