Radiogeschichten

"Ein Vormittag am Meer". Von Alfred Andersch. Es liest Fritz von Friedl. Gestaltung: Roland Knie

Der 1914 in München geborene, ab 1958 in der Schweiz lebende politische Essayist und Erzähler Alfred Andersch gilt heute, mehr als dreißig Jahre nach seinem Tod, als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Nachkriegszeit. Andersch verflocht nicht selten Positionen des französischen Existenzialismus - dem er nahestand - mit Kritik an der deutschen Lebenswirklichkeit, im besonderen des neuen Wohlstands-Biedermeier, das nach 1950 begann, die ideologischen Ressentiments zu überwuchern, statt sie zu überwinden.

So ist auch der Tiefbauingenieur aus dem Ruhrgebiet ganz dem damals kreierten Urlaubsideal - Sand und Meer möglichst anderswo, weit weg vom Ich und seinem übrigen Leben, ganz ergeben, als er, mit Weib und Kindern in Südfrankreich, rasch noch seine deutschen Geldgeschäfte erledigt, ehe er sich dem Sog des Meeres hingibt, der Dünung, die ihn gleichermaßen in die Weite wie in die Tiefe zieht ...

Service

Alfred Andersch, "Ein Vormittag am Meer" aus "Nicht schon wieder Wellen!", Diogenes, 2010

Sendereihe