Radiogeschichten

"Dieser schmutzige Körper". Von Michelangelo Antonioni (100. Geburtstag am 29. September). Aus dem Italienischen von Sigrid Vagt. Es liest Raphael von Bargen. Gestaltung: Edith Vukan

Sind es Erzählungen, sind es Notizen zu einem Filmprojekt, sind es Werkstattberichte? Gemeinsam ist den Geschichten, die Michelangelo Antonioni erzählt, der filmische Aspekt. Dabei sah sich Antonioni als "Regisseur, der schreibt", nicht als Schriftsteller. Ausgangspunkt für die Prosaskizze "Dieser schmutzige Körper" ist das Tagebuch einer in Klausur lebenden Nonne mit dem wunderlichen Titel "Mein Geliebter". Das Interesse ist geweckt, aber was den Autor und Regisseur mehr fesselt, ist nicht die Askese, sondern die Irrationalität.

Michelangelo Antonioni, geboren am 29. September 1912 in Ferrara in Italien, war einer der großen Repräsentanten des italienischen Kinos nach 1945. Nach dem Abschluss seines Studiums als Volkswirt ging er nach Rom. Mit Film beschäftigte er sich zunächst als Filmkritiker, studierte dann Filmtechnik und drehte Dokumentarfilme. Sein erster großer Spielfilm war "Chronik einer Liebe" (1950). Mit "Blow-up" (1966), mittlerweile ein Klassiker der Popkultur, und "Zabriskie-Point" (1970), einer Hommage an die 1968-er Bewegung, wurde Antonioni zum Kultregisseur der sechziger und siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Ein weiterer Erfolg war der Film "Beruf: Reporter" mit Jack Nicholson(1975). 1984 erlitt Antonioni einen Schlaganfall, der sein Sprachzentrum angriff und ihn rechtsseitig lähmte. Der deutsche Regisseur Wim Wenders half dem schwer Behinderten ein weiteres Filmprojekt zu verwirklichen, den Episodenfilm - basierend auf vier Erzählungen des Italieners - "Jenseits der Wolken" (1995). Im selben Jahr, 1995, wurde Antonioni mit dem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Er starb am 30. Juli 2007 in Rom.

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Michelangelo Antonioni, "Dieser schmutige Körper" aus "Chronik einer Liebe, die es nie gab", Erzählungen, Verlag Klaus Wagenbach

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