Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Jüdische Friedhöfe in Wien. Erinnerungsorte, bedroht von Dilettantismus, Sparkurs und Verdrängung
Gestaltung: Ulrike Schmitzer

Der Umgang mit den jüdischen Friedhöfen in Wien bewegt sich zwischen Dilettantismus, Sparkurs und Verdrängung, sagt die Historikerin Tina Walzer. Sie erforscht seit rund 10 Jahren den jüdischen Friedhof Währing, inventarisiert die stark beschädigten Gräber und befreit sie mit freiwilligen Helfern von Gestrüpp und Wildwuchs.

Die jüdischen Friedhöfe sind denkmalgeschützte Erinnerungsorte und stellen die Wissenschaft vor neue Fragen: Woran soll erinnert werden? An die Zerstörungen der NS-Zeit? Oder an die Zeit davor? In ganz Österreich gibt es rund 300.000 jüdische Grabstellen. Der älteste erhaltene jüdische Friedhof Wiens ist der jüdische Friedhof in der Rossau, auch er wird derzeit saniert. Wann werden Trümmerfelder belassen und wann wird die Totenruhe wieder hergestellt? Welche internationalen Vorbilder für Mustersanierungen gibt es? Bei der Restaurierung kann einiges schief gehen, kritisiert Tina Walzer: so wurde auch schon auf so manchem Friedhof eifrig lästiges Gestrüpp entfernt, das ursprünglich von den Grabbesitzern als Teil des Ensembles angepflanzt wurde.

Service

Literaturtipps:

Tina Walzer: Der jüdische Friedhof Währing in Wien. Historische Entwicklung, Zerstörungen der NS-Zeit. Status quo. Böhlau Verlag

Kulturabteilung der Stmk. Landesregierung/Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz (Hrsg): Jüdische Friedhöfe in Österreich. Aspekte der Erhaltung. Grazer Universitätsverlag

Traude Veran: Der Wiener jüdische Friedhof in der Rossau. Mandelbaum Verlag

Martha Keil (Hrsg): Von Baronen und Branntweinern. Ein jüdischer Friedhof erzählt. Mandelbaum Verlag

Sendereihe