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Erwin und Irwin oder Das gestohlene Leben. Die BH Schwaz in Tirol hätte ihm wider besseres Wissen den Vater vorenthalten, so die Anklage eines ehemaligen Tiroler Heimkindes. Eine Obduktion im August 2012 verspricht Aufklärung. Feature von Peter Angerer

Erwin wurde am 21. April 1962 in Innsbruck geboren, aber nicht als Held begrüßt. Das Bezirksgericht Innsbruck bestimmt für ihn einen Amtsvormund, die ledige Mutter gibt vor Gericht zwei Herren bekannt, die als Väter in Frage kommen könnten.

Der amerikanische Medizinstudent Irwin Lichtenstein bekennt sich zur Vaterschaft, wird jedoch vom Gericht ignoriert. Als Amerikaner und Jude wird er auch von der Familie abgewiesen. Als die amtliche Fürsorge die Mutter in ihrer Rolle als überfordert einschätzt, wird Erwins Kindheit beendet. Als Zögling der berüchtigten und von Kapuzinern geführten Bubenburg wird er das Opfer von Erniedrigungen und Misshandlungen. Fluchtversuche werden streng bestraft, vom Besuch der Sonderschule ist er unterfordert. Dieses Manko kann Erwin später durch den Besuch von Abendschulen und Kursen wettmachen und 1990 beginnt er nebenberuflich mit dem Jus-Studium.

2010 muss er bei der Bestellung seines Aufgebots feststellen, dass im Geburtenregister ein ihm fremder Name eingetragen ist, wo seiner Meinung nach Irwin Lichtenstein als sein Vater stehen sollte. Erwin beginnt in den Akten der Jugendwohlfahrt zu recherchieren und entdeckt dort, wie ihm mit amtlicher Sorgfalt sein Leben gestohlen wurde.

Die Suche nach dem Vater führte ihn zuletzt am 28. August auf den Innsbrucker Westfriedhof. Auf Anordnung des Bezirksgerichts Innsbruck wurde das Grab von Irwin Lichtenstein zur DNA-Entnahme geöffnet.

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