Gedanken für den Tag

Von Renate Welsh. "Ich schenk dir was, was man nirgends kaufen kann". Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Wir brauchen diese Kinder

Sieben Tage vor Weihnachten 2008 bekam die drei Wochen alte Medina einen Ausweisungsbescheid. Ihr Vater zeigte den Brief einem Lehrerehepaar aus Schruns, sie begleiteten ihn zum Fremdenamt. Da ist nichts zu machen, hieß es. Gesetz ist Gesetz. Von Menschenrechten war nicht die Rede.

Das darf doch nicht wahr sein. In welchem Land leben wir? Was willst du tun? Da kann man nichts tun. Gerade deshalb muss man etwas tun!

Die Rüdissers fanden Mitstreiter, auch solche, von denen sie es nie erwartet hätten. Von Anfang an betonten sie: "Wir müssen den Menschen Gesicht und Gehör geben. Wir müssen es mit ihnen machen, aber nicht für sie."

Eine Plattform wurde gegründet, ein Positionspapier entwickelt, das nicht Mitleid für arme Flüchtlinge forderte, sondern Verantwortung für unsere Kinder. Ihr dürft unseren Kindern nicht antun, was da passiert. Ihr seid für sie verantwortlich, welches Beispiel gebt ihr unseren Kindern?

Es ist ein Wunder, was eine kleine Gruppe engagierter Menschen erreichen kann, wenn Zivilcourage sich mit Klugheit, Hartnäckigkeit, Besonnenheit, Unerschrockenheit und Einfallsreichtum paart. Das noch größere Wunder aber ist es, wenn ein ganzer Ort Menschen aus Armenien, Aserbaidschan, Serbien, aus dem Kosovo, aus der Ukraine und der Mongolei nicht mehr mit Argwohn und Misstrauen begegnet, wenn aus Fremden Freunde, Unsrige werden. "Wir sind nicht mehr die Minderheit, wir sind die Mehrheit!", sagt Franz.

Die Unterstützungserklärungen zum Beweis ihrer Integration sammelten die Familien selbst. Sie freuen sich über jede Gelegenheit, selbst aktiv zu werden.

Die Gründe für die Flucht jeder einzelnen Familie wurden aufgeschrieben und was sie bei einer Rückkehr erwarten würde, und den zuständigen Politikern zugesandt. Nun konnte keiner mehr sagen: "Wir haben ja nichts gewusst."

Helene und Franz strahlen Lebensbejahung, Humor und Freude aus.
"Wir haben vieles richtig gemacht ohne zu wissen, dass es richtig war."
Für mich war die Begegnung mit ihnen ein Weihnachtsgeschenk.

Im Kindergarten von Schruns steht ein Adventhäuschen, das die Kinder von Tag zu Tag schöner schmücken. Und Medina ist immer dabei.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Franz Liszt/1811 - 1886
Album: LISZT: DAS GESAMTWERK FÜR SOLOKLAVIER, Vol.8
Titel: Weihnachtslied, S.502 < 1864 >
Solist/Solistin: Leslie Howard /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Hyperion CDA 66388

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