Gedanken für den Tag

28. Dezember 2012, 06:56

Auch heute, am dritten Tag nach Weihnachten, spreche ich über dieses Fest. Das Weihnachtsfest verdankt sich einer Zeitenwende. Es war eine in vieler Hinsicht müde gewordene Epoche, in die hinein Jesus Christus geboren wurde. Durch lange Zeit tragfähig gewesene Ideen, Philosophien und Religionen erschienen erschöpft zu sein. Die Menschen warteten auf etwas Neues, das die abendlich gewordene Welt einem neuen Morgenlicht zuwenden würde. "Da sich die Welt zum Abend wandt, der Bräutigam Christus ward gesandt. Aus seiner Mutter Kämmerlein ging er hervor als klarer Schein", singt ein alter Adventhymnus.

In der Sicht des christlichen Glaubens ist das Kind von Bethlehem die Mitte der Geschichte, die Wende der Zeit. Viele haben auf dieses Kind gewartet, bewusst oder auch nur ahnend. Als aber jener geboren wurde, von dessen Geburt an wir unsere Jahre zählen, bemerkten dies zunächst nur wenige Menschen. Die Evangelien nennen als Zeugen seiner Ankunft nur einige als sozial gering geschätzte Hirten und einige sternsuchende, nach dem Licht des Lebens suchende Weise, die aus östlicher Ferne gekommen waren. Aber in der unscheinbaren Geburt von Bethlehem war die Kraft des Senfkorns enthalten, die schließlich den weltumspannenden Baum der christlichen Kirche hervorbrachte. Die Menschwerdung Gottes, an die Christinnen und Christen glauben, und das so begonnene und durch Tod und Auferstehung Christi vollendete Werk der Erlösung haben in die Zeit der Welt etwas Neues, zu aller Selbstbehauptung der Menschen Querstehendes eingestiftet. Gott hat in Jesus ein neues Wort gesagt. Führende Kräfte der damaligen Welt haben sich diesem Wort nicht geöffnet, sondern wollten es zum Schweigen bringen. Aber, so bin ich überzeugt, dieses göttliche, Mensch gewordene Wort redet immer noch. Es redet auch heute und sucht offene Ohren und bereite Herzen.

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