Radiogeschichten
"Einsamkeit". Von Alfred Polgar. Es liest Cornelius Obonya. Gestaltung: Roland Knie
9. Jänner 2013, 11:40
Mit einem wunderlichen Satz über die wahrhaft einzigartige Einsamkeit des Tobias Klemm hebt Alfred Polgar, der große Psychogrammatiker der armen Menschseele, zu einer wahren Spukgeschichte um diesen Herrn Klemm an: Wie der, die geborene graue Maus, nur von einer vagen Erinnerung an eine Liebe am Leben gehalten, plötzlich durch eine journalistische Schlamperei prominent wird - als vermeintliches Mordopfer. Wie ihm dann diese öffentliche Figur, zu der er sich ja nicht bekennen kann, ohne sie zu zerstören, entgleitet, wie er sie zu hassen beginnt - und schließlich jeden Daseinszweck verliert: im Irrenhaus, in der Isolierzelle, im Einzelgrab: Das alles verdichtet Polgar zu einer großen Parabel auf kleinstem Raum.
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Alfred Polgar, "Einsamkeit" aus "Kleine Schriften", Werkausgabe Rowohlt, Band 2, 1983