Leporello

1. Wolfgang Popp: Romandebüt "Ich müsste lügen"
2. Phonola auf CD: "Tanzmusik-Hits der 1910er und -20er Jahre"

1. Wolfgang Popp: Romandebüt "Ich müsste lügen"

Wie selbstbestimmt ist der Mensch? Trifft er seine Entscheidungen als intaktes, vernunftbegabtes Ich? Oder werden diese von Strömungen biochemischer Botenstoffe gefällt, die der derart gesteuerte Mensch anschließend als Manifestation seines Freien Willens interpretiert? Diese Fragen haben den Kulturjournalisten und Sinologen Wolfgang Popp zu seinem ersten Roman inspiriert. "Ich müsste lügen" heißt das Buch, das soeben im Folio Verlag erschienen ist.-
Eva Rauch, die Hauptfigur in Popps Roman, ist eine Kriminalbeamtin, die nach einem vermisst gemeldeten, aus desolaten Verhältnissen stammenden Jugendlichen sucht. Der betroffene, Manuel Schall, hat in den Wochen vor seinem Verschwinden in einer eigenartigen Wohngemeinschaft mit dem Erfolgsautor Herbert Will gelebt. Bei seiner Einvernehmung behauptet dieser, dass ihm Schall als bezahlte Versuchsperson für sein nächstes Romanprojekt gedient habe. Zweck ihres Zusammenseins sei es gewesen, herauszufinden, ob er "aus einem Proleten einen Geistesmenschen" machen könne.
Nicht umsonst trägt Popps fiktiver Romanautor den selbstbewussten Namen "Will". In seinen Bücher, Interviews und Tagebuchaufzeichnungen entdeckt die Komissarin Eva Rauch seltsame Koinzidenzen mit ihrem aktuellen Fall - die sie nach und nach unsicher werden lassen, ob der umstrittene Schriftsteller nicht auch ihre Ermittlung nach seinem Willen leitet und manipuliert.- Gestaltung: Franziska Dorau



2. Phonola auf CD: "Tanzmusik-Hits der 1910er und 20er Jahre"

Die Phonola, ein pneumatisch betriebenes Klavierspielinstrument der Firma Hupfeld, erfreute sich in den 1910er und 20er Jahren großer Beliebtheit. Im Gegensatz zu den automatischen Reproduktionsgeräten dieser Zeit konnte der Phonolaspieler den Abspielvorgang der gestanzten Notenrolle aktiv steuern und musikalisch beeinflussen. Auf Phonolarollen gestanzt wurden etwa Werke von Richard Strauß, Gabriel Fauré oder Claude Debussy, aber auch Schlager und Tanznummern des frühen 20. Jahrhunderts. Die Musikwissenschaftlerin Isabella Sommer hat vor kurzem eine CD mit dem Titel "Tanzmusik-Hits der 1910er und 20er Jahre" im eigenen Label phonolamusic veröffentlicht. Auf den Phonola-Notenrollen konnten Musikstücke von bis zu 10 Minuten Länge notiert werden, mehr als auf der damals noch jungen Schellack. Bis 1912 sind etwa 12.000 Titel auf Phonolarollen erschienen, eine Fülle von Musik, die zum Teil bis heute weder in Partituren niedergeschrieben, noch auf anderen Medien veröffentlicht wurde. In zahlreichen großbürgerlichen Haushalten stand zu Beginn des 20. Jahrhunderts anstellen des Klavierflügels eine Phonola. Man trug schwierige Klavierkonzerte, etwa von Franz Liszt, vor oder musizierte kammermusikalisch. Aber auch auf Schiffen, in Kinos, Ballsälen oder Theaterhäusern standen noch bis Ende der 20er Jahre Phonolas, bis sie endgültig von der Schallplatte verdrängt wurden.- Gestaltung: Judith Hoffmann

Service

Kostenfreie Podcasts:
Leporello - XML
Leporello - iTunes

http://www.phonolamusic.at/ I Phonolamusic

Sendereihe