Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Medizin und Gewalt
Historische Erfahrungen und aktuelle Befunde.
Gestaltung: Maria Mayer

Mediziner stehen nicht immer auf der Seite der Humanität. Ärzte leisten oft Hilfsdienste für Kriege oder assistieren bei Folterungen. Das geschieht bis heute, sechs Jahrzehnte nach der Verurteilung nationalsozialistischer Ärzte wegen Verbrechen im Namen medizinischer Forschung. Beispielsweise wurden in die 1970er Jahren an psychiatrischen Patientinnen zwangsweise operative Eingriffe am Gehirn durchgeführt, um sie weniger aufmüpfig zu machen. Es galt die gesellschaftliche Ordnung herzustellen. Das individuelle Wohl der Patientinnen zählte kaum. Ähnlich erging es oft Unterschichtkindern. Kinderärzte diagnostizierten bei Buben und Mädchen aus armen Verhältnissen anhand recht beliebiger Merkmale wie große Ohren oder abstehende Haarbüschel oft eine Degeneration.

Die Diagnosen führten dazu, dass die Kinder von zu Hause weggenommen und in Heime gesteckt wurden. Aus heutiger Sicht ist das ein Machtmissbrauch der Medizin. Wie lässt sich Vergleichbares möglichst vermeiden? Was ist in dem Zusammenhang von der Debatte um die Beschneidung jüdischer und muslimischer Buben zu halten? Wo sind die Grenzen zwischen Gewalt und Fürsorge? Warum erscheint im Rückblick oft etwas als Gewalt was aktuell manchmal anders wahrgenommen wird? Wo liegen heute Gewalt und Medizin eng bei einander?

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