Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

"Goldesel" Privatversicherung - Pure Zwei-Klassen-Medizin oder wichtiger Bestandteil des Systems?

Seit Anfang Jänner gibt es bei den privaten medizinischen Zusatzversicherungen eine bedeutsame Änderung: Ab nun zahlen Frauen und Männer in allen Versicherungsbereichen die gleichen Prämien - unabhängig von den geschlechtsspezifischen Risiken. Klingt fortschrittlich - dennoch sind diese so genannten Unisex-Tarife nicht unumstritten und bringen je nachdem für einzelne Gruppen der versicherten Frauen und Männer Vor- oder Nachteile. So zahlen Frauen das höhere Unfallrisiko junger Männer mit und diese im Gegenzug das "Risiko" Schwangerschaft.

Diese aktuellen Entwicklungen nehmen wir zum Anlass, um die mehr oder weniger geheimen Privilegien der "Zusatzversicherten" zu beleuchten und zu hinterfragen, welche Rolle Privatversicherungen im Gesundheitswesen überhaupt spielen.

Mehr als eineinhalb Millionen Menschen in Österreich haben eine private Zusatzversicherung für Krankenbehandlungen oder zumindest eingegrenzte Versicherungspakete. Mit ihren jährlichen Beiträgen von zuletzt mehr als 1,7 Milliarden Euro liefern sie nicht nur einen großen Finanzierungsbeitrag für das Gesundheitswesen, sondern sind auch begehrte "Kunden" bei Ärzten und in Krankenhäusern.

Tatsache ist, dass Eingriffe, die durch eine Privatversicherung gedeckt werden, den allgemeinen Krankenkassen beim Sparen helfen und auch die öffentlichen Krankenhäuser sind froh über das Zubrot.

Offiziell dürfen privatversicherte Personen nicht bevorzugt werden, doch immer wieder wird Kritik laut, dass genau das passiert. Zuletzt bemängelte der Verein für Konsumenteninformation, dass manche Spitäler zusatzversicherte Patienten bei den Operationswartezeiten vorreihen. Beweise dafür zu finden ist schwierig, gibt es doch nur Profiteure - Gesundheitsdiensteanbieter auf der einen Seite, Patienten auf der anderen.

Während in Österreich fast alle Menschen durch die öffentlichen Krankenkassen erfasst und versichert sind, können private Versicherungen natürlich wählerisch sein. So erhöhen eine Reihe von Vorerkrankungen die Prämien oder verunmöglichen den Abschluss einer Versicherung - Beispiele sind Knieoperationen oder Herzinfarkte.

Diesmal diskutiert Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos mit Dr. Peter Eichler, Vorstand der Uniqa Privatversicherungs-AG und Sprecher der privaten Krankenversicherungen im Versicherungsverband Österreich, Dr.in Bärbel Klepp, Gesundheitsexpertin beim Verein für Konsumenteninformation und dem ärztlichen Vorstand der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H., Dr. Till Hornung, über eine gesetzlich regulierte Zwei-Klassen-Medizin sowie über Vor- und Nachteile der Zusatzversicherungen für das Gesundheitssystem.

Eine Sendung von Martin Rümmele.

Redaktion: Christoph Leprich

Service

Vst. Dir. Dr. Peter Eichler
UNIQA Österreich Versicherungen AG
Untere Donaustraße 21
A-1029 Wien
Tel.: +43/1/211 75/1032
E-Mail
Uniqa

Dr.in Bärbel Klepp
Verein für Konsumenteninformation
Projektleiterin Gesundheit/Medizin
Linke Wienzeile 18
A-1060 Wien
Tel.: +43/1/58877/262
E-Mail
Verein für Konsumenteninformation

Dir. Dr. Till Hornung
Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft.m.b.h.
Carinagasse 41
A-6800 Feldkirch
Tel.: +43/5522/303/5000
E-Mail
Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft.m.b.h.

Versicherungsverband Österreich
Schwarzenbergplatz 7
A-1030 Wien
Tel.: +43/1/711 56 0
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Privatkrankenanstalten-Finanzierungfonds
Geigergasse 5-9/4
A-1050 Wien
Tel.: +43/1/545 82 32-0
E-Mail
Privatkrankenanstalten-Finanzierungfonds

Hauptverband der Sozialversicherungsträger
Kundmannstraße 21
A-1031 Wien
Tel.: +43/1/71132-0
Hauptverband der Sozialversicherungsträger

Bundesministerium für Gesundheit
Radetzkystraße 2
A-1030 Wien
Tel.: +43/1/711 00-0
Bundesministerium für Gesundheit


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Gerd Brudermüller, Kurt Seelmann, "Zweiklassenmedizin?", Verlag Königshausen & Neumann 2012

Sibylle Herbert, "Diagnose: unbezahlbar. Aus der Praxis der Zweiklassenmedizin",
Verlag KiWi-Paperback 2008

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