Zeit-Ton

"Die Nachkommen Chatschaturjans." Neue Musik aus Armenien.
Gestaltung: Irene Suchy

Das arme, von verschlossenen Grenzen und Feinden umgebene Armenien hat eine rege Komponistenszene: es entsteht Kammermusik und Vokaloeuvre, es kommen Aufträge aus Boston, Amsterdam und Los Angeles, es gibt Brücken zu österreichischen und anderen europäischen Ensembles. Armeniens Musikschaffende kombinieren traditionelle Rohrblattinstrumente mit klassischem Instrumentarium, formulieren aus mittelalterlichen Gesängen zeitgenössische Vokalensemble-Musik. Ein Cellist singt auch, armenische und chinesische Instrumente sind vereint, ein Streichquartett hat die Laute Tar zur Partnerin. Viele neue Klangwelten werden erkundet, eine bleibt aber den an Tools armen Komponierenden noch verschlossen: die elektronische Musik.


Yerevan ist heuer die "Welthauptstadt des Buches". Viele wissen nicht, dass Armenien seit 3000 Jahren, und vor allem seit 408, als das neu geschaffene armenische Alphabet eine Blüte des literarischen Schaffens mit sich brachte, nicht nur eine uralte Kultur-, sondern vor allem eine Literaturnation ist. Der Blütezeit des frühen Mittelalters folgten viele Phasen der Depression, dann wieder Jahrzehnte überschwänglicher Produktion, etwa im späten 18. Jahrhundert, als die Rezeption der europäischen Klassik neue Impulse gab. Bis zum Beginn des ersten Weltkriegs wurde in dem weit reichenden armenischen Kulturland von Tiflis bis Istanbul, von Aleppo bis Charkov mit großer Energie produziert. Im "europäischen Stil" ebenso wie nach orientalischer Tradition oder aber beides verschmelzend. Armenier verstanden sich seit jeher als Mittler und Übersetzer zwischen Orient und Okzident, natürlich auch in der Literatur.

Eine Zäsur bildete der Völkermord 1915, der viele Zentren des Kulturlebens im heutigen Ostanatolien auslöschte. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann ab 1989 auch unter den Kulturschaffenden eine intensive, spannungsreiche Zeit der Selbstfindung und Neudefinition. Die bewegte Geschichte des Landes spiegelt sich in der Gegenwartsliteratur wieder.

Es gibt bei Anthologien keine objektiven Kriterien für das "Beste". Die LICHTUNGEN versuchen in ihrem von Herbert MAURER zusammengestellten Dossier einen Querschnitt, der die aktuelle literarische Atmosphäre wiedergibt, ohne den "background" der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte unbeachtet zu lassen.

Die Lichtungen werden in Kürze in der österreichischen Gesellschaft für Literatur vorgestellt.

Service

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ZEITSCHRIFTENPRÄSENTATION
Präsentation der LICHTUNGEN 132/12: Literatur aus Armenien
Es liest: Tatev Chakhchakhyan
Moderation und Lesung der deutschen Übersetzungen: Herbert Maurer (Wien)
Grußworte: Gesandter Dr. Ashot Alexanian (Wien)
Präsentation des Kunstteils: Werner Fenz

Mit Unterstützung der Botschaft der Republik Armenien in Wien



Herbert Maurer

Geboren 1965, Österreichischer Autor und Übersetzer. Seit vielen Jahren als Sprachwissenschafter mit Alt- und Neuarmenischer Literatur beschäftigt. Vorträge zu neuer österreichischer Literatur in Yerevan und Initiator von Festivals und Übersetzer - Konferenzen. Seine erste Anthologie neuer armenischer Literatur erschien unter dem Titel Bitte Regen im Wieser-Verlag, weitere Übersetzungen folgen.
Zahlreiche Publikationen als Autor von Romanen, Erzählungen, Lyrik und Theaterstücken (Berlin Verlag, Eichborn, Wieser, Otto Müller, Thanhäuser etc.)




zurück Tatev Chakhchakhyan
Foto: privat

Sendereihe

Gestaltung

  • Irene Suchy

Playlist

Urheber/Urheberin: ruben sargsyan
Titel: confessions of a survivor
Ausführender/Ausführende: alan hovhannes chamber orchestra
Länge: 11:40 min
Label: naregatsi art institute

Urheber/Urheberin: wache shafaryan
Titel: sinfonia 2 un poco concertante for syo with duduk
Ausführender/Ausführende: boston modern orch project
Länge: 12:00 min
Label: manus

Urheber/Urheberin: artur avanesov, kl
Titel: ... leise ...dies ist ein lied für dich
Ausführender/Ausführende: aram talalyan, vcl, artur avanesov, kl
Länge: 10:14 min
Label: naregatsi music BMI

Urheber/Urheberin: vaham babayan
Titel: notes d´armenie
20 perlude op 8 nr 2 und 5
Ausführender/Ausführende: sophie arsenian klavier philippe alaire klavier
Länge: 04:40 min
Label: manus

Urheber/Urheberin: nerses lambronatsi
Titel: light - sacred mediaval armenian songs
christ has risen
Ausführender/Ausführende: tagharan mediaval music ensemble
Länge: 02:10 min
Label: yervand yerkanian 2001

Urheber/Urheberin: ghazaros saryan
Titel: armenische anthologie für kammermusik teil 1
sonata for cello and piano
Ausführender/Ausführende: julietta vardanyan klavier aram talayan cello
Länge: 11:15 min
Label: manus

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