Gedanken für den Tag

24. Jänner 2013, 06:56

Maria Lassnig
"Es ist die Kunst jaja, die macht mich immer jünger, den Geist erst hungrig und dann satt." Mit diesen Versen beendet die Grande Dame der österreichischen Malerei Maria Lassnig ihren Lebensrückblick im Jahr 1992. Die "Maria-Lassnig-Kantate", die sich aus Gesang und animierten gezeichneten Bildern im Hintergrund zusammensetzt, entstand in Kooperation mit Hubert Sielecki. In dem achtminütigen Video erzählt die Künstlerin in 14 Strophen im Stile einer Moritatensängerin ihre großteils nicht sehr erfreuliche Lebensgeschichte. Man erfährt von der traurigen Kindheit, in der die Häferln durch die Gegend flogen und das Mädchen unter den Streitigkeiten der Eltern litt. Lassnig erzählt auch von den Quälereien in der Schule und der Untreue ihrer Verehrer. Auch von der Situation einer Künstlerin in der männerdominierten Avantgardeszene. Sie setzt sich ohne zu heiraten ins Ausland ab. Die wichtigsten Stationen ihrer künstlerischen Karriere wie Paris und New York und schließlich wieder Wien kommen zur Sprache. Im Hintergrund sind die selbstgezeichneten Lebensepisoden in bunten Farben zu sehen. Obwohl die Themen mehr als ernst sind, ist die Art der Darstellung ausgesprochen witzig.

Ich mag diese Kantate besonders gerne. Weil sie durch die Mischung aus Performance und animierten Zeichnungen künstlerisch überzeugend ist. Aber auch, weil sich hier eine Frau und Künstlerin präsentiert, die voller Selbstironie auf ihr Leben zurückblickt. Zugleich enthält dieses Video viel Lebensweisheit und Lebensfreude.

Maria Lassnig, heute über 93 Jahre alt, drückt mit dieser Kantate aus, dass es sich mit Humor versöhnlicher leben lässt. Und sie zeigt, dass Negativerfahrungen besser zu bewältigen sind, wenn man etwas hat, wofür man lebt. Bei Maria Lassnig ist es die Kunst: So heißt es in der Mitte der Kantate - nicht ganz ohne Augenzwinkern: "Ich glaubte an die Kunst und glaubte auch, dass sie die Menschheit bessern, glücklich machen kann."

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