Radiogeschichten

"Zimmerleute!". Von Warlam Schalamow. Aus dem Russischen von Gabriele Leupold. Es liest Johann Nikolussi. Gestaltung: Martin Sailer

Temperaturen von minus 40 Grad erkennt man daran, dass sich Frostnebel bildet, dass das Atmen immer schwerer fällt. All das ist für die Häftlinge in ostsibirischen Lagern einfache Erkenntnis. Umso erstrebenswerter und lebensnotwendiger ist es, zumindest für Tage in geheizten Werkstätten arbeiten zu dürfen. Zwei Häftlingen winkt diese Chance, auch wenn das Risiko dabei ein hohes ist.

Was in dieser Geschichte erzählt wird, stammt aus eigener Erfahrung des Autors Warlam Schalamow: Jahrgang 1907, wurde er Ende der zwanziger Jahre erstmals "wegen konterrevolutionärer Agitation" verhaftet und zur Lagerhaft in der Region Kolyma gebracht. Nach zwei Jahren wieder freigelassen, geriet er abermals ins Visier der Diktatur und wurde nach neuerlicher Verhaftung in die Kolyma-Region deportiert, wo er sechzehn Jahre verbrachte.

Seit 1956 in Moskau ansässig, starb er dort 1982. Schalamow erzählt seine Geschichten in lakonischem, von jedem Pathos freien Stil und kommt zur Erkenntnis: "Ich habe erkannt, dass man aus der Erbitterung leben kann. Ich habe erkannt, dass man aus der Gleichgültigkeit leben kann ..."

Service

Warlam Schalamow, "Zimmerleute!" aus "Durch den Schnee. Erzählungen aus Kolyma 1" von Warlam Schalamow, übersetzt von Gabriele Leupold, herausgegeben von Franziska Thun-Hohenstein, Matthes & Seitz, 2008

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