Radiogeschichten

"Tulpe" und "Der heimliche Krieg". Von Hermann Ungar. Es liest Günter Lieder. Gestaltung: Martin Sailer

Gediegenes Alter und junges Erahnen männlich-weiblicher Gefühle treten in diesem Erzählungsdoppel auf: Weiß Registraturrat Kleinmayer mit den peinlichen Ablebensumständen seines Vorgesetzten, des Herrn Oberregistraturrats Tulpe, in angemessener Weise und der Witwe gegenüber schicklich umzugehen, so muss in "Der heimliche Krieg" ein Jüngling den "Ausschluss von sämtlichen Anstalten Österreichs" fürchten, da ihn die Polizei mit der roten Anna festgenommen hat. Hat sein Lehrer, R., ihn verraten? Jahre nach dem beschämenden Vorfall begegnen die Beiden einander wieder.

Hermann Ungar (1893-1929) wurde in den 1920er Jahren als Geheimtipp gehandelt, und das hat sich im Grunde nicht geändert. Mit seinen Romanen, Erzählungen und Theaterstücken hat er sehr ausgeprägte Handschrift gezeigt, in den Texten dieses jüdischen Poeten regieren immer wieder neurotische Sexualität, Selbsthass und dunkle Töne neben leiser Ironie. Der Berliner Theaterkritiker Alfred Kerr hat Ungars literarische Klasse erkannt. Er schrieb in einer seiner Bühnenrezensionen über Ungar: "Gehet hinein und seht, was wir verloren haben."

Service

Hermann Ungar, "Tulpe" und "Der heimliche Krieg" aus "Hermann Ungar. Das Gesamtwerk", hsg. von Jürgen Serke, Paul Zsolnay Verlag Wien-Darmstadt, 1989

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