Radiokolleg - Soziale Innovationen

Erfindungen fürs Gemeinwohl (2). Gestaltung: Anna Masoner und Christian Brüser

Als die Ärzte bei seinem jüngsten Sohn eine Form von Autismus feststellen, kündigt Thorkil Sonne seinen gut bezahlten Job als technischer Direktor. Er gründet die Firma Specialisterne (dänisch für Spezialisten). Obwohl Autisten überdurchschnittlich intelligent sind, finden sie häufig keine Arbeit. Sie sind kaum teamfähig und geraten bei Störungen schnell in Stress. Bei Specialisterne wird das Umfeld so gestaltet, dass Autisten ihre Stärken voll entfalten können. Z.B. wenn sie Software auf Fehler überprüfen. Durch diese soziale Innovation steht nun nicht mehr die Behinderung der Autisten im Vordergrund, sondern ihre Begabung.

Ähnlich ist es beim Projekt Discovering Hands des Frauenarztes Frank Hoffmann. Blinde Frauen, die häufig von Arbeitslosigkeit betroffen sind, werden zu medizinischen Tastuntersucherinnen ausgebildet, um mit ihrem gut entwickelten Tastsinn Brustuntersuchungen durchzuführen. 30 bis 50 Minuten dauert das sorgfältige Abtasten der Brust - kein Arzt hat so viel Zeit und so viel Fingerspitzengefühl. Die Patientinnen gewinnen Sicherheit.

Viele Menschen denken beim Wort "Innovation" an technologische Neuerungen. Ein nüchterner Blick auf die Welt zeigt, dass es nicht an Technologie mangelt, sondern an sozialer Intelligenz, um Probleme wie Ungerechtigkeit, Ausgrenzung, Hunger, Krankheit, Umweltzerstörung, Klimawandel oder mangelnde Bildungschancen zu lösen.

Organisationen wie Ashoka oder weltbeweger haben erkannt, dass in vielen Bereichen Querdenken, Engagement sowie neue Arten der Kommunikation und Kooperation zur Lösung von Problemen führen, welchen Politik und Verwaltung bisher hilflos gegenüberstanden. Gezielt fördern sie soziale Innovationen oder Social Entrepreneurs, um die Projekte zu verbreitern und gefundene Lösungen nach dem Prinzip open innovation der Allgemeinheit zur Nachahmung und Weiterentwicklung zur Verfügung zu stellen.

Während Kritiker meinen, dass soziale Initiativen dazu führten, dass die Politik ihre Verantwortung nicht mehr wahrnehme, argumentieren die Befürworter dieses Trends, dass die Politik mit ihren starren Strukturen nicht mehr in der Lage sei, auf die zahlreichen Herausforderungen adäquat zu reagieren. Sie plädieren für eine breite Kultur sozialer Innovationen, bei der sich alle Bürgerinnen und Bürger mit ihren Fähigkeiten einbringen sollten. Derzeit entstehen Plattformen wie betterplace oder deutschland-rundet-auf, die es Einzelpersonen leicht machen, soziale Innovationen zu unterstützen

Service

Thomas Haderlapp, Rita Trattnigg, Zukunftsfähigkeit ist eine Frage der Kultur, oekom Verlag, München 2013.
Stefan Scheer, Tim Turiak, Innovation Stuntmen - Menschen, die unsere Welt neu erfinden, Campus Verlag, Frankfurt 2013.
Impact - Denk die Welt weiter! 25 Ideen, selbst die Zukunft zu gestalten, Hrsg. Von Genisis Institute for Social Innovation and Impact Strategies, Berlin 2012
Helga Hackenberg, Stefan Empter (Hrsg.). Social Entrepreneurship - Social Business: Für die Gesellschaft unternehmen. VS Verlag, Wiesbaden 2011
Jürgen Howaldt, Michael Schwarz. Soziale Innovation im Fokus, transcript Verlag, Bielefeld 2010.


Lebensmittelkooperative " d´speis"
Lebensmittelkooperativen Österreich
Offenes Technologielabor
Gemeinsam Bauen und Wohnen
Baugruppe Seestern Aspern
Wohnprojekt Gennesaret
Architekturforscher Andreas Rumpfhuber
Ashoka
Plenum
Pioneers of Change
Art of Hosting 9 vorarlberg.at·Büro für Zukunftsfragen
Discovering Hands
Specialisterne
Dialog im Dunkeln
Zentrum für Soziale Innovation
Partizipation & nachhaltige Entwicklung in Europa

Sendereihe