Gedanken für den Tag

17. Mai 2013, 06:56

Walter Friedl istTheologe und Außenpolitik-Journalist bei der Tageszeitung KURIER:

"Speed kills", lautet nach wie vor das Motto in der Politik. Doch langfristig ist der Satz nur in einer Hinsicht richtig: Geschwindigkeit tötet vor allem jede Form von echter politischer Gestaltung, die auch nachhaltig ist. Vielen Parteiführern - dieser Eindruck drängt sich auf - geht es nur noch um die billige Schlagzeile. Doch wo sind die großen Würfe? Die können nicht im Eilzugtempo entstehen, die müssen in Ruhe entwickelt werden.

Gewiss, unsere Zeit ist eine extrem schnelllebige. Aber Politik muss auch an morgen und übermorgen denken. Viele Politiker fackeln da ihre Strohfeuer ab - und das noch dazu mit sehr mickrigen Halmen. Erwärmen kann ich mich daran nicht. Ein Feuer, das wirklich wärmt und Strahlkraft hat, bedarf alten Holzes, das langsam wachsen durfte. Alles andere ist letztlich wertlos.

Ich habe den Eindruck, dass Politiker ihrem eigenen Werte-Kanon nicht mehr vertrauen. Denn wenn sie das täten, würden sie sich nicht von einer Plattitüde zur nächsten hanteln. Immer in der Angst, mit klaren Aussagen, da oder dort einen potenziellen Wähler zu vergrämen. Ich halte das für unerträglich.

Wenn ich auf einem stabilen Fundament stehe, kann ich gelassen in den demokratischen Wettstreit mit anderen Parteien treten. Und ich kann dies in Ruhe und ohne die oft übliche Inszenierung tun. Denn der lauteste Marktschreier hat meist nicht die beste Ware, manche ist schon am nächsten Tag verdorben und wird zum Müll der Geschichte gestoßen.

Das beste Politik-Rezept gegen Verbal-Rabauken oder mediale Blender ist Authentizität, der Mut zur Wahrheit und das Wagnis zu einem politischen Diskurs, der von Werten auch über die nächste Wahl hinaus getragen - und so eben wertvoll ist.

Nicht "speed kills", sondern "truth wins", Wahrheit und Wahrhaftigkeit siegen letztendlich, davon bin ich überzeugt. Jetzt müsste das nur noch irgendjemand der Politik klarmachen. Aber als unverbesserlicher Optimist halte ich es mit dem Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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