Gedanken für den Tag

18. Mai 2013, 06:56

Walter Friedl istTheologe und Außenpolitik-Journalist bei der Tageszeitung KURIER:

"Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: Eine Zeit zum Pflanzen, eine Zeit zum Abernten der Pflanzen, eine Zeit zum Weinen, eine Zeit zum Lachen, eine Zeit zum Suchen, eine Zeit zum Verlieren, eine Zeit zum Behalten, eine Zeit zum Wegwerfen, eine Zeit zum Schweigen, eine Zeit zum Reden, eine Zeit zum Lieben, eine Zeit zum Hassen, eine Zeit für Krieg und eine Zeit für den Frieden." Diese wunderbaren Zeilen wurden im alttestamentlichen Buch Kohelet festgehalten.

Ich denke, dass sich viele Menschen dieser spannenden Dualität des Daseins heute berauben, indem sie einen Teil ausblenden und den anderen oft bis zum Exzess ausleben: Unsere Wegwerfgesellschaft verbraucht weit mehr Ressourcen, als unser Planet herzugeben vermag; in unserer Spaßgesellschaft, in der höchstens Lachtränen fließen, ist kein Platz für Nachdenklich- oder Besinnlichkeit; und im Geplapper ohne Richtung und Ziel verlieren sich viele. Schade.

Suchen, auch schweigend, und bei sich inne-halten können zu wahrem inneren Frieden führen, zu Gelassenheit. Ich habe das mehrmals erfahren dürfen - etwa bei meinen Kurz-Aufenthalten in Klöstern.

Mit innerer Ruhe und Ausgeglichenheit lassen sich die kleinen Unannehmlichkeiten, aber auch die richtigen Grauslichkeiten, die das Leben bereit hält, ertragen. So lassen sich aber auch Kräfte mobilisieren, um dagegen anzukämpfen und die Widrigkeiten zu bewältigen.

Letztlich geht es darum, das Leben - so wie es eben ist - anzunehmen. Dazu gehört sehr wohl auch, im Rahmen der Möglichkeiten das Beste daraus zu machen. Aber im Grunde ist es ein Geschenk. Und selbst wenn unser Leben mit dem Tod in dieser Welt endet - es ist ein sehr, sehr schönes Geschenk.

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