Salzburger Nachtstudio

Utopie Gesamtkunstwerk. Richard Wagners Vision und der Deutsche Idealismus
Gestaltung: Margarethe Engelhardt-Krajanek

Im Brennpunkt künstlerischen Interesses steht, diese Gesellschaft abzubilden und lebenswerter zu machen. Unsicherheit Platz gegriffen. Globale Standardisierungen verändern soziale Dynamiken.

Die Kuratoren des 21er Hauses in Wien griffen bei der Konzeption ihrer Ausstellung zur "sozialen Utopie" auf den Begriff des Gesamtkunstwerkes zurück. Junge Künstler näherten sich dem Gedanken, alle Künste zu einem großen Ganzen zu vereinen. Eine Vision, die im deutschen Idealismus erstmals formuliert wurde.
Richard Wagner ordnete in seiner Schrift "Das Kunstwerk der Zukunft" Tanz, Musik, Theater und Malerei einem gemeinsamen Zweck unter: dem Drama. Damit wollte er die Oper des 19. Jahrhunderts erneuern. Beeinflusst von den revolutionären Bewegungen seiner Zeit hoffte er, mit den Mitteln der Ästhetik eine soziale Utopie zu realisieren. Wagner bezeichnet das "große Gesamtkunstwerk" nicht als die Tat eines Einzelnen, "sondern als das notwendig denkbare gemeinsame Werk der Menschen der Zukunft." Eine Vision, die wie das Werk Wagners im 20. Jahrhundert vom Faschismus missbraucht wurde. Bis in die Gegenwart war damit der Begriff des Gesamtkunstwerkes tabu. Doch im Schatten der Globalisierung und mit den Mitteln moderner Technologien wird heute der Begriff neu gedeutet, das Utopische gesucht.

Service

Agnes Husslein-Arco, Harald Krejci, Bettina Steinbrügge (Hg), Utopie Gesamtkunstwerk, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2012
Anke Finger: Das Gesamtkunstwerk der Moderne. Göttingen: Vandenhoeck&Ruprecht 2006
Udo Bermbach: Der Wahn des Gesamtkunstwerks. Richard Wagners politisch-ästhetische Utopie. 2. Aufl., Stuttgart: Metzler 2004
Roger Fornoff: Die Sehnsucht nach dem Gesamtkunstwerk. Studien zu einer ästhetischen Konzeption der Moderne. Hildeheim, Zürich, New York: Olms 2004
Daniel Schneller: Richard Wagners Parsifal und die Erneuerung des Mysteriendramas in Bayreuth. Die Vision des Gesamtkunstwerks als Universalkultur der Zukunft, Bern: Lang 1997
Harald Szeemann (Hrsg.): Der Hang zum Gesamtkunstwerk. Europäische Utopien seit 1800, Ausstellungs-Katalog, Kunsthaus Zürich 1983

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