Radiokolleg - Die Barockgeige

Ein Instrument auf der Überholspur (1). Gestaltung: Martin Adel

Für Laien mag der Unterschied zwischen Gamben und Violinen gar nicht so groß sein, aber musikalisch trennen sie Welten. Während die Gamben die bevorzugten Instrumente für die feinsinnige und intime polyphone Kammermusik waren, galten die "Fiedeln" lange als vulgär und laut.

Ausgerechnet Ludwig XIII. leistete sich ein erstes Streicher-Orchester, "Les Vingt-quatre Violons du Roi", 24 Violinisten, die dann besonders unter Ludwig XIV., lautstark und militärisch gedrillt, bei den "outdoor"-Festlichkeiten (zu Tanz- und Ballett-Einlagen) den Ton angaben. Mehr aber eigentlich nicht.

Ganz anders in Italien, wo sich ab etwa der Mitte des 17. Jahrhunderts die Geige als virtuoses Soloinstrument ausbreitete. Unter dem Einfluss Italiens folgten sehr bald die deutschen Komponisten (u. a. Schmelzer, Bieber, Heinichen). Und in England, in der Restaurationszeit nach Oliver Cromwell, war man so "verrückt" nach dieser neuen musikalischen Brillanz, dass die traditionelle Consort-Musik (v)erblasste.

Das zeigt nicht nur den nahenden Sieg der Monodie über die Polyphonie an, sondern belegt auch den völlig unterschiedlichen Charakter der beiden Streichinstrumentenfamilien. Es ist eben nicht nur der Unterschied von "viola da gamba" und "viola da braccio", also der Haltung zwischen den Knien oder mit dem Arm, sondern auch die gesamte Besaitung und Stimmung, Bau- und Spielweise (das Spiel mit der Leersaite), Ton und Tonumfang bis hin zum verwendeten Bogen, was die beiden trennt.

Während die Gambe rasch und für lange Zeit praktisch verschwindet, tritt die Violine sowohl als Soloinstrument wie auch bald als erstes Orchesterinstrument ihren Siegeszug an. Dabei unterliegt sie aber selbst auch starken Veränderungen; vor allem hinsichtlich ihres Klangs, was nicht nur an den Saiten und den verwendeten Bögen liegt. Am stärksten hat vermutlich die Entwicklung der idealen Klangvorstellung dazu beigetragen; schließlich wurden die Streicher zur unverzichtbaren und tragenden Säule unserer Musikkultur ganz allgemein.

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann David Heininchen
Titel: Allegro
Ausführende: Reinhard Goebel
Länge: 00:45 min
Label: Deutsche Grammophon (Universal) 437 849-2

Komponist/Komponistin: Nicola Matteis
Titel: Ayrs for the violin
Ausführende: Hélène Schmitt
Länge: 01:05 min
Label: ALPHA 141 / B001OBVAAI

Komponist/Komponistin: Arcangelo Corelli
Titel: Sonate für Violine und B.c. in C-Dur op.5 Nr.3
* Adagio - 1.Satz (00:02:45)
Solist/Solistin: Sigiswald Kuijken /Violine < Giovanni Grancino, Mailand 1700 >
Solist/Solistin: Wieland Kuijken /Violoncello < Andrea Amati, 1570 >
Solist/Solistin: Robert Kohnen /Cembalo < J.D.Dulcken, Antwerpen 1755 >
Länge: 00:40 min
Label: Accent 48433 D

Komponist/Komponistin: Heinrich Ignaz Franz Biber
Gesamttitel: Die Rosenkranz Sonaten : 15 Sonaten über die Mysterien des Rosenkranzes für Violine und Basso continuo
Titel: Sonate Nr.15 in C-Dur "Die Krönung der Jungfrau Maria" : Sonata - Aria mit 3 Variationen - Canzone - Sarabande
Gesamttitel: Die Fünf Glorreichen Mysterien
Ausführende: Musica Antiqua Köln
Leitung: Reinhard Goebel /Violine
Ausführender/Ausführende: Andreas Spering /Cembalo
Ausführender/Ausführende: Phoebe Carrai /Violoncello
Länge: 02:10 min
Label: DG 4316562 (2 CD)

Komponist/Komponistin: Marin Marais
Gesamttitel: MARIN MARAIS: PIECES DE VIOLE DU QUATRIEME LIVRE, 1717
Titel: Nr.80 L' Arabesque
Gesamttitel: Suitte d'un gout etranger / Auswahl
Solist/Solistin: Jordi Savall /Baßgambe < Anonym, Ende d.18.Jh.>
Solist/Solistin: Ton Koopman /Cembalo < Pierre Bellot, 1729 >
Solist/Solistin: Hopkinson Smith /Barock-Gitarre < Joel van Lennep >, Theorbe < Jacob van de Geest >
Länge: 01:50 min
Label: Astree Auvidis E 7727 / Extraplatte

Komponist/Komponistin: Sieur de Sainte-Colombe
Titel: Tombeau Les Regrets
Ausführende: Hille Perl
Länge: 00:50 min
Label: Deutsche Harmonia Mundi 05472 77373 2

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