Gedanken

"Heimat ist ein fluoreszierender Begriff" - Maja Haderlap über Erinnern, Vergessen und politische Verantwortung. Gestaltung: Ursula Burkert

"Maja Haderlap hat eine gewaltige Geschichte geschrieben ... Die Großmutter wie noch keine, der arme Vater wie noch keiner, die Toten wie noch nie, ein Kind wie noch keines", schreibt Peter Handke über Haderlaps Debüt-Roman "Engel des Vergessens". Im Süd-Kärntner Dorf Bad Eisenkappel/Zelenzna Kapla wuchs Maja Haderlap auf, Slowenisch ist ihre Muttersprache, Deutsch lernte sie in der Schule. Ihr Roman erzählt von einem kleinen Ort an der Grenze, von den Gräben, die der Krieg gerissen hat, von Erinnerungen und von Verdrängtem. "Ich habe mich nicht zu den so genannten "Verwurzelten" zugehörig gefühlt. Ich habe ein Buch geschrieben, nicht um über Heimat zu schreiben, sondern um Geschichten von Menschen zu erzählen, die man in der weiteren Heimat nicht kennt."

Maja Haderlap verließ ihre Heimat, in der sie nie zu den "Verwurzelten" zählte und studierte an der Universität Wien Theaterwissenschaften und Germanistik. Nach ihrer Promotion kehrte sie als Lehrbeauftragte am Institut für Vergleichende Literaturwissenschaften der Alpe-Adria Universität nach Klagenfurt zurück, arbeitete als Chef-Dramaturgin am Stadttheater Klagenfurt während der Intendanz von Dietmar Pflegerl und trat als Lyrikerin in Erscheinung. Haderlap, die in deutscher und slowenischer Sprache schreibt, übersetzt auch aus dem Slowenischen und war viele Jahre als Mitherausgeberin und Redakteurin der kärntner-slowenischen Literaturzeitschrift "mladje" tätig.
Nachdem ihr Buch "Engel des Vergessens" 2011 mit dem Ingeborg Bachmann-Preis gewürdigt worden war, folgten etliche weitere Auszeichnungen: der Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch, der Buchpreis Stiftung Ravensburger Verlag, sowie den Rauriser Literaturpreis. Am 5.3.2013 wurde Haderlap außerdem mit dem Vinzenz-Rizzi-Preis ausgezeichnet: "In Würdigung ihrer besonderen Verdienste und ihres herausragenden literarischen Engagements gegen Vorurteile, gegen politische Einflussnahme und gegen das Vergessen ist der Rizzi-Preis eine ehrenvolle Auszeichnung für Maja Haderlap", heißt es in der Aussendung dazu.

In den Gedanken wird Maja Haderlap u.a. über den Begriff Heimat sprechen, über einen Begriff, der ihrer Meinung nach in Kärnten in der Vergangenheit immer politisch instrumentalisiert wurde und wird, nämlich gegen die Slowenische Volksgruppe. "Ein heimatbewusster Kärntner muss antislowenisch sein! Dieser Gedanke wurde in der Kärntner Politik über Jahrzehnte einfach immer wiederholt. Die Menschen, über die ich schreibe, haben auch ein Heimatbewusstsein und fühlen sich dort zuhause, mussten aber ein Leben als Heimatverräter fristen, weil sie slowenisch sprachen und einige von ihnen Partisanen waren."

Service

Buchtipp:
"Engel des Vergessens", von Maja Haderlap, Wallstein Verlag

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Anour Brahem
Titel: Nuba
I: Anour Brahem
Länge: 03:12 min
Label: ECM1915 987 4651

K+&Ausführende: José Vasquez
Titel: Valentina
I: Susana Baca
Länge: 03:30 min
Label: Luka Bop 7243 8 48912 2 0

Komponist/Komponistin: Dino Saluzzi
Titel: Son qo'nati
I: Dino Saluzzi
Länge: 03:30 min
Label: ECM 2204 2776928

Komponist/Komponistin: Tor Amos
Titel: Job's Coffin
I: Tor & Anabelle Amos
Länge: 03:30 min
Label: Dt.Gr. 28947 79429

Komponist/Komponistin: KLaus Paier
Titel: Walking
I: Klaus Paier
Länge: 03:38 min
Label: ASR11/006

Urheber/Urheberin: Carlos Guastavino
Titel: La Rosa y el sauce
I: Kim Kashkashian/ Robert Levin
Länge: 02:20 min
Label: ECM 1975 476 6149

Urheber/Urheberin: K+Soledad
Titel: Petit oiseau vert
I: Soledad Bravo
Länge: 03:20 min
Label: Universal 3016897

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