Menschenbilder

"Nur nicht gehorsam" - die Journalistin Anneliese Rohrer. Eine Sendung von Petra Herczeg & Rainer Rosenberg

"Mit Ungehorsam gegen Gleichgültigkeit und Devotheit" vorzugehen, das hält Anneliese Rohrer für eine bürgerliche Tugend. Als jahrelang mit der österreichischen Politik Beschäftigte ist sie davon überzeugt, dass nur die Bürger/innen die Politik demokratischer machen können und nicht die bislang gewählten Vertreter/innen des Volkes. Sie lehnt die österreichische "Liebe zum Ruhestand" in jeder Hinsicht ab und wurde doch von der "Presse" in Pension geschickt. Die 1944 geborene und 2004 pensionierte Journalistin aber schrieb weiter - zunächst im "Kurier" und in ihrem Blog und wieder in der "Presse". Sie wird als Doyenne des österreichischen innenpolitischen Journalismus bezeichnet, tritt in zahlreichen Diskussionen in Radio und Fernsehen auf und pendelt zwischen Wut und Mut. Es scheint nicht überraschend, dass es im Jahr 2001 zum Wechsel von der innen- zur außenpolitischen Berichterstattung in der "Presse" kam, möglicherweise hat sie auch ihr persönlicher Kärntner Hintergrund die blau-schwarze Regierung anders sehen lassen als den damaligen Chefredakteur der "Presse".

In Wolfsberg geboren, in Klagenfurt aufgewachsen, hat sich Anneliese Rohrer gleich nach der Matura entschieden, Kärnten zu verlassen. Die damalige Lage, erzählt sie - hinter den Karawanken das kommunistische System und davor die Partisanenphobie -, das sei ihr zu eng gewesen. Nach ihrem Geschichte-Studium in Wien war sie drei Jahre Universitätsassistentin in Neuseeland. Als Kärntnerin sieht sie sich nicht mehr, europäische Demokratin passt wohl viel besser.

Einen Kärntner Ausdruck hat sie allerdings in ihrem aktiven Wortschatz behalten: "Foafale", einen Ausdruck für einen täppischen, zimperlichen Menschen.

Service

Charakter Fehler, "Die Österreicher und ihre Politiker", Ueberreuter, Wien, 2005.
Anneliese Rohrer, "Ende des Gehorsams", Braumüller, Wien, 2011

Rohrers Reality-Check

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