Gedanken für den Tag

23. August 2013, 06:56

Nicht daran, wie einer von Gott redet, erkenne ich, ob seine Seele durch das Feuer der göttlichen Liebe gegangen ist, sondern wie er von den irdischen Dingen spricht. - Simone Weil.

Die Philosophin Simone de Beauvoir erinnert sich an ihre namensgleiche Studienkollegin: "Sie interessierte mich wegen des großen Rufes der Gescheitheit, den sie genoss... Sie erklärte schneidend, dass nur eins heute auf Erden zähle: eine Revolution, die allen Menschen zu essen geben würde. Ich wendete dagegen ein, das Problem bestehe nicht darin, die Menschen glücklich zu machen, sondern für ihre Existenz einen Sinn zu finden. Sie blickte mich fest an. ,Man sieht, dass Sie noch niemals Hunger gelitten haben', sagte sie. Und damit waren unsere Beziehungen auch schon wieder zu Ende." Eine distanzierte Bewunderung für die Studienkollegin bewahrt sich de Beauvoir dennoch: "Ich beneidete sie um ein Herz, das imstande war, für den ganzen Erdkreis zu schlagen."

Ein Leitmotiv in Simone Weils Leben, Denken und Glauben war etwas, das man "solidarisches Fasten" nennen könnte. Solidarisch - im Verzicht auf Zugehörigkeit - war sie auch mit den außerhalb der Kirche Stehenden und den im Glauben Erfolglosen; es war für sie unvorstellbar, sich "von der ungeheuren und unglücklichen Masse der Ungläubigen zu trennen", wie sie einmal schreibt.

Simone Weil weigert sich, sie als Verlorene anzusehen, denn: "Nicht daran, wie einer von Gott redet, erkenne ich, ob seine Seele durch das Feuer der göttlichen Liebe gegangen ist, sondern wie er von den irdischen Dingen spricht."

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler