Gedanken für den Tag

von Johanna Schwanberg, Kunstwissenschafterin und Direktorin des neu konzipierten Wiener Dommuseums mit der Sammlung Otto Mauer. "Liebe zu den Dingen". Zum 50. Todestag von Georges Braque. Gestaltung: Alexandra Mantler

"Es ist das Detail, das uns unterhält, lebendig macht", so Georges Braque. In Studienzeiten habe ich wenig Zugang zu der Kunst dieses intellektuellen Malers gefunden, der in der breiten Öffentlichkeit immer noch im Schatten von Pablo Picasso steht. Selbst noch jung und ungestüm, haben mich mehr die extrovertierten Künstler und Künstlerinnen mit dramatischen Biografien und emotionalen Bildthemen fasziniert.

Heute ist es gerade das Zurückhaltende und das Alltägliche, das mich an diesem Avantgarde-Künstler so begeistert. Vor allem beindruckt mich die Konsequenz, mit der Braque seinen Weg verfolgt hat.

Georges Braque hat jahrzehntelang seine Malerei unaufhörlich weiterentwickelt. Zugleich sind es wenige Themen und Motive, die er immer wieder aufs Neue studierte und malerisch variierte. Früchte, Obstkörbe, Zeitungen, Gläser, Flaschen reichen Braque, um eine vielschichtige Bildwelt zu entwickeln, die mitunter mehr über das Leben aussagt als große Erzählungen.

George Braques Kunst lehrt mich neben der Wertschätzung des Einfachen auch, dass es im Leben nicht um isolierte Dinge oder Ereignisse geht. Vielmehr zählt das, was sich an Verhältnissen zwischen den Dingen und natürlich auch zwischen den Menschen ereignet. Die Zwetschken, die Birnen, die Nüsse und das Messer, die Braque auf einem seiner Stillleben aus dem Jahr 1926 gemalt hat, sind für sich genommen wenig aufregend. Aber wie sich das Violett der Pflaumen zu dem Grün der Birnen und dem Ocker des Messers verhält, das ist ungemein spannend. Dazu George Braque: "Die Gegenstände gibt es nicht! Was zählt sind die Beziehungen. Sie sind unendlich."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Peter Iljitsch Tschaikowsky/1840 - 1893
Bearbeiter/Bearbeiterin: Igor Strawinsky/1882 - 1971
Titel: L' Oiseau bleu - Pas de deux aus dem Ballett "Dornröschen" op.66 3.Akt / Bearbeitung für kleines Orchester
Entree : Adagio (00:02:12)
Variation 1 : Allegro (00:46)
Variation 2 : Andantino (00:48)
Coda : Presto (00:01:34)
Orchester: Scottish National Orchestra
Leitung: Neeme Järvi
Länge: 02:10 min
Label: Chandos 8360

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